Der Ukraine-Krieg dürfte sich zunehmend in den Osten und in den Süden des Landes verlagern. Ein Experte erklärt: Für Kiew gibt es nun vier Sieg-Strategien.
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im informellen Militär-Look während einer Videoansprache. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ukraine und Russland verschieben den aktuellen Konflikt immer mehr in die Ostukraine.
  • Selenskyj und seine Leute könnten nun vier Strategien fahren, sagt ein Militärexperte.
  • Denkbar ist demnach sowohl ein defensives als auch ein offensives Vorgehen.

Russland konzentriert sich im Ukraine-Krieg zunehmend auf den Nordosten, den Osten und den Süden des Landes. Kiew erwartet unter anderem im Donbass denn auch baldige Vorstösse.

Wie reagiert die Ukraine? Der frühere australische General Mick Ryan ordnet auf Twitter ein: Für Selenskyj kommen wohl vier Strategien in Frage.

Zunächst hält der Militärexperte fest, dass die Russen im Ukraine-Krieg bisher viele Fehler gemacht hätten. Die Ukraine wehre sich als deutlich kleineres Land dagegen gut gegen die Invasion. Und könnte nun folgendermassen reagieren.

Ukraine-Krieg: Zwei Strategien mit Fokus auf Verteidigung

Erstens wäre laut dem Experten eine rein defensive Strategie denkbar. «Das ist die einfachste Strategie», schreibt Ryan. Mit diesem Vorgehen würden die Ukrainer die Gebiete, die sie aktuell kontrollieren, inklusive Luftraum verteidigen. Rückzugsgebiete der Russen könnten zudem angegriffen werden.

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Noch immer ist im Ukraine-Krieg kein Ende der Kampfhandlungen in Sicht.
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Ein ukrainischer Soldat geht auf einem verlassenen Panzer der russischen Armee in Andriivka, Ukraine.
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Ein ukrainischer Soldat im Einsatz.

Ryan sieht jedoch ein grosses Problem in dieser Strategie. Wegen der Passivität, die sie notwendigerweise mit sich bringt, erlaube man Russland, den ersten Schlag zu setzen. Zudem drohe man so, einige sich bietende Möglichkeiten zu verpassen.

Die zweite Option ist eine defensive Strategie mit punktuellen Offensiven im Nordosten und im Osten. Ziel wäre es, Gebiete, die man seit Februar verloren hat, zurückzuerobern, erklärt Ryan. Im Süden würde man sich derweil lediglich darauf konzentrieren, die kontrollierten Gebiete zu verteidigen.

Optionen drei und vier sind offensive Vorgehensweisen

Die Strategien drei und vier sind dann deutlich offensiver. In Szenario drei würde die ukrainische Armee im Nordosten, im Osten und im Süden gleichzeitig Offensiven durchführen. Ziel: Seit dem 24. Februar verlorene Territorien sollen wieder an die Ukraine gehen.

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Ein russischer Soldat steht in der ostukrainischen Donbass-Region im Ukraine-Krieg im Einsatz. - Keystone

Ryan räumt jedoch ein: «Dies ist recht komplex, da es ein grosses Mass an Feuerunterstützung, Logistik und Luftunterstützung für drei gleichzeitige Operationen brauchen würde.» Offensive Strategien seien allgemein schwieriger zu planen und durchzuführen als defensive Varianten.

Szenario vier für die Ukraine wäre die totale Attacke. Dabei würde man versuchen, alle seit 2014 verlorenen Gebiete zurückzuerobern, inklusive der Krim. Dies sei aber sehr schwierig umzusetzen, so Ryan. Er erklärt: «Dafür wäre eine sehr grosse Streitmacht nötig.»

Logistik als grosse Herausforderung im Ukraine-Krieg

Abschliessend hält Ryan fest, bei allen Optionen sei vor allem die Logistik eine grosse Herausforderung. Schon nur aufgrund der Distanz ist es demnach komplizierter, Nachschub vom Westen in die Ostukraine zu bringen als nach Kiew. Wladimir Putin und seine russische Luftwaffe könnten deshalb versuchen, die Versorgung zu unterbrechen.

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Russlands Präsident Wladimir Putin. - SPUTNIK/AFP

Es sei wichtig, alle möglichen Szenarien zu diskutieren. Für Ryan ist jedoch klar, die Ukraine hätte seinen Rat nicht wirklich nötig. «Mit den strategischen Entscheidungen lag die Ukraine bisher in den meisten Fällen richtig.»

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