Russland-Präsident Wladimir Putin kennt im Ukraine-Krieg keine Gnade. Laut einem Geheimdienstexperten geht er nun auch gegen Leute vor, die er persönlich kennt.
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Russlands Präsident Wladimir Putin während eines Meetings zum Ukraine-Krieg am 22. März in Moskau. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands Präsident Wladimir Putin mistet bei seinen eigenen Sicherheitsbehörden aus.
  • Offenbar ist er mit der Invasion in der Ukraine bisher nicht zufrieden.
  • Geheimdienstexperte Andrej Soldatow ordnet in einem Interview ein.
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Der Ukraine-Krieg läuft offenbar nicht so, wie es sich Russlands Präsident Wladimir Putin vorstellt. Der Kremlherrscher räumt deshalb bei seinen besten Leuten, den Sicherheitsbehörden, auf. Das erläutert Geheimdienstexperte Andrej Soldatow in einem ausführlichen Interview mit dem «Spiegel».

Fürchten Sie sich vor Putin?

Das jüngste Beispiel: Roman Gawrilow. Der stellvertretende Chef der Nationalgarde scheidet offenbar aus seinem Amt aus.

Ukraine-Krieg: Putin geht gegen eigene Leute vor

«Offiziell geht Gawrilow zwar in Rente, aber in Wahrheit ist der Mann erst 45 Jahre alt», sagt Soldatow. Er habe direkt mit dem Ukraine-Krieg zu tun, weil er für die Spezialeinheiten der «Rosgwardija» zuständig war.

Gawriliow selber habe im Sicherheitsdienst des Präsidenten gearbeitet. «Das heisst: Putin geht weiterhin gegen Leute aus dem Sicherheitsapparat vor, die er persönlich kennt», bekräftigt der Fachmann.

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Russlands Präsident Wladimir Putin spricht am 18. März in Moskau zu der Bevölkerung.
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Mit seinen Sicherheitsdiensten ist der Kremlherrscher offenbar nicht zufrieden.
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Der russische Präsident Wladimir Putin im Gespräch mit Dmitry Artyukhow, dem Gouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nezen.
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In der Schweiz wird derzeit gegen Putin demonstriert.
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Ein Bild von einer Kundgebung in Bern am 19. März.

Es sei bereits der dritte solche Fall in den letzten drei Wochen. «Der ganze Krieg begann ja damit, dass Putin öffentlich den Chef des Auslandsnachrichtendienstes SWR demütigte, Sergej Naryschkin», führt Soldatow aus.

Später habe er erfahren, dass es Strafmassnahmen im FSB gebe. «Und zwar in der Abteilung, die für Auslandsaufklärung zuständig ist. Da traf es also schon den zweiten Geheimdienst.»

Putin sieht sich als bestinformierter Mensch zum Thema Ukraine

So seien FSB-General Sergej Beseda und ein weiterer FSB-Offizier verhört und unter Hausarrest gestellt worden. «Der ganze Dienst wird jetzt abgeklopft. Aber wie es weitergeht, weiss ich nicht. Das ist eine Situation, wie es sie nie gegeben hat», sagt Andrej Soldatow weiter.

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Sergej Schoigu spielt im Ukraine-Krieg als Verteidigungsminister von Russland eine wichtige Rolle. - Keystone

Der Experte hat mittlerweile den Eindruck, dass Putin «irgendwann aufgehört hat, die Meinung seiner eigenen Geheimdienste anzuhören und zu berücksichtigen».

Der Präsident fühle sich selbst als der bestinformierte Mensch zum Thema Ukraine. «Unter den Leuten aus seinem Sicherheitsapparat hört er augenscheinlich nur noch auf Verteidigungsminister Schoigu», so Soldatow.

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