Ukraine-Krieg: «Held der Ukraine» wegen Hochverrats festgenommen

Einst wurde er als «Held der Ukraine» gefeiert. Jetzt hat ihn der ukrainische Geheimdienst SBU wegen Hochverrats und Veruntreuung festgenommen. Grund: Das Unternehmen von Wjatscheslaw Boguslayew soll illegal Militärgüter für russische Kampfflugzeuge geliefert haben. Sogar während des Ukraine-Krieges!

In einer Mitteilung des SBU heisst es: Die Mitarbeitenden von Motor Sich des Werks in Saporischschja hätten in Absprache mit Vertretern des russischen Unternehmens «Rostec» gehandelt. Es handle sich um einen «wichtigen Hersteller von Waffen für die russischen Streitkräfte, der dem Kreml nahe stehe».

Weiter: «Die Täter bauten länderübergreifende Kanäle für die illegale Lieferung von ukrainischen Flugzeugtriebwerken im Grosshandel an das Aggressorland auf.» Die gelieferten Teile seien von der russischen Armee für die Herstellung und Reparatur von Kampfhubschraubern genutzt worden. Die Modelle Mi-8AMTSh-VN, KA-52 und Mi-28N sollen von der Lieferungen profitiert haben.

Genau diese Modelle seien im Ukraine-Krieg laut dem SBU «massiv eingesetzt» worden. Aufgrund der bestehenden Sanktionen, die den Handel mit Russland massiv beschränken, griffen die Organisatoren des Plans auf andere Länder zurück: Drei Länder des Nahen Ostens, Europas und Ostasiens hätten bei Motor Sich «Bestellungen» für den Bedarf einer ausländischen Partei getätigt.

Als sie die Produkte schliesslich erhielten, leiteten sie diese jedoch an Russland weiter, so der Bericht von SBU.

Im Jahr 2000 verlieh Leonid Kutschma, der damalige Präsident der Ukraine, Boguslayew die Auszeichnung «Held der Ukraine». Sein «herausragender Beitrag zur Entwicklung des ukrainischen Ingenieurwesens» war der Anlass dafür. Ebenso war der 83-Jährige von 2006 bis 2019 ein Abgeordneter im ukrainischen Parlament.

Sein Unternehmen Motor Sich hat im Osten der Ukraine, in Saporischschja und Snischne, zwei Werke. Ebenso im West-ukrainischen Wolotschysk. Der Turbinenhersteller produziert hauptsächlich Bauteile für Flugzeuge. Bis 2014 verkauften sie einen Grossteil ihrer Produktion nach Russland.