Ukraine Krieg: Expertin warnt vor Russen-Propaganda auf Social Media
Das Wichtigste in Kürze
- Russland führt mit seinem Auslandsender RT einen Propagandakrieg im Ausland.
- Auch der Kanal «Redfish» gehört zu RT und zielt auf ein linkes Publikum ab.
- Mit den Anti-USA-Beiträgen soll der Ukraine-Krieg relativiert werden, sagt eine Expertin.
Kurz nachdem die russische Invasion in der Ukraine begonnen hatte, ging ein Instagram-Beitrag viral, der einen ins Grübeln bringt. Darauf zu sehen ist eine Landkarte Europas und Afrikas mit den Luftschlägen der vergangenen 48 Stunden.
Die Botschaft: Nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Syrien, Jemen und Somalia regnet es Bomben. Und nicht die Russen werfen diese ab, sondern Amerikaner und Israelis. «Lasst euch die moralische Unterstützung für Kriegsopfer nicht vom Eurozentrismus der Mainstream-Medien vorschreiben», heisst es unter dem Beitrag.
Urheber des Beitrags ist «Redfish». Doch dahinter steckt nicht etwa eine Friedensbewegung, sondern der russische Staat! Der Kanal ist ein Ableger des russischen Auslands-Propagandasenders Russia Today (RT). Die Gelder stammen aus der Staatskasse.
«Ukraine-Krieg wird relativiert»
Doch welche Strategie bezweckt Russland damit?
«Das ist eine typische Methode der Desinformation. Gerade mit Bezug auf die Ukraine geht es darum, mit Whataboutism Kritik an Russland abzuweisen.» Dies sagt Susanne Spahn, Expertin für russische Propaganda, auf Anfrage von Nau.ch.
Von der russischen Aggression soll abgelenkt werden, erklärt die deutsche Politologin und Historikerin. Stattdessen würden der Westen und die Nato zur Gefahr hochstilisiert. Und: «Der Ukraine-Krieg wird damit relativiert.»
In der EU sind die Inhalte trotz der Sanktionen auf drei Webseiten von RT DE sowie die Portale der RT-Tochterfirmen Redfish, Maffick Media und Ruptly TV direkt zugänglich. Ebenso in der Schweiz, wo selbst die Social-Media-Kanäle weiterhin abrufbar sind.
Konsumieren Sie Medien, die vom russischen Staat kontrolliert werden?
«Russland hat verschiedene Formate geschaffen, um möglichst weite Teile der Bevölkerung anzusprechen», weiss Spahn. «Es werden Unzufriedene angesprochen, die sich gegen das System, sei es der Staat oder der Kapitalismus, richten.»
Keine Kritik an Russland
RT richte sich tendenziell an ein rechtspopulistisches und staatskritisches Publikum. «Redfish» zielt hingegen auf Linke und inszeniere sich als Sprachrohr der Unterdrückten, so Spahn.
Allerdings: Kritik an Ungerechtigkeiten in Russland findet auf «Redfish» so gut wie nie statt. Einzig auf die vereinzelten Proteste in Russland gegen den Ukraine-Krieg wird hingewiesen.
Spahn zeigt sich davon allerdings nicht beeindruckt. «Das ist ein Feigenblatt, um vorgaukeln zu können, man sei ein normales, journalistisches Medium. Es wird der Anspruch suggeriert, man sei pluralistisch und objektiv. Stattdessen ist es eine Waffe in einem Informationskrieg.»
Expertin spricht Warnung für «Redfish» aus
Personen, die Inhalte von «Redfish» teilen, sollten sich des Absenders und der Strategie bewusst sein.
Susanne Spahn sagt: «Ich spreche eine klare Warnung aus. Es geht nicht darum, eine alternative russische Perspektive zu verbreiten, was an sich legitim wäre. Stattdessen werden falsche Darstellungen und gezielte Desinformation verbreitet, um den Westen und seine Werte anzugreifen.»