Ausweichmanöver wegen des Ukraine-Kriegs: Der Bundeskanzler lässt Russland auf dem Rückweg von seinem Japan-Besuch links liegen und erlebt etwas, was selbst für erfahrene Piloten Seltenheitswert hat.
Blick aus dem Airbus A350 der Luftwaffe mit dem Bundeskanzler von Tokio über Alaska nach Schönefeld zum militärischen Teil des BER-Flughafens.
Blick aus dem Airbus A350 der Luftwaffe mit dem Bundeskanzler von Tokio über Alaska nach Schönefeld zum militärischen Teil des BER-Flughafens. - Kay Nietfeld/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Über den Nordpol von Tokio nach Berlin: Wegen des Ukraine-Kriegs hat Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag auf dem Rückweg von seinem Japan-Besuch nach Tokio einen grossen Bogen um Russland gemacht.

Mit dem Airbus A350 «Kurt Schumacher», der grössten und modernsten Maschine der Bundeswehr-Flugbereitschaft, überquerte er dafür sogar um 13.00 Uhr deutscher Zeit den Nordpol. Die Ausweichroute führte von Japan zuerst Richtung Norden über Alaska, dann nach Westen über das Nordpolarmeer und schliesslich über Finnland nach Deutschland. Nach etwa 13 Stunden und 30 Minuten und 12.319 Flugkilometern landete die Maschine am Abend auf dem Flughafen BER in Schönefeld bei Berlin.

Der Kanzler brauchte etwa 1 Stunde und 20 Minuten mehr als auf dem direkten Weg, der über China und dann zum grössten Teil über das Riesenreich Russland führt. Der Luftraum über der Ukraine ist wegen des Krieges gesperrt. Russland hat seinen Luftraum für Flugzeuge aus Deutschland und anderen westlichen Ländern gesperrt.

Spannendes Highlight

Der Flug über den Nordpol ist selbst für erfahrene Piloten ein seltenes Highlight. «Das ist schon spannend. Das sind Dinge, die man nicht so oft macht», sagte der Flugkapitän der Luftwaffe, Michael Weyerer, der den Kanzler sicher zusammen mit dem Co-Piloten Phillip Reipert nach Berlin steuerte. Für Weyerer war es erst die zweite Nordpol-Überquerung. 2012 flog er den damaligen Aussenminister Guido Westerwelle vom südostasiatischen Laos nach New York. Damals führte die kürzeste Strecke über den Nordpol.

Schon auf dem Hinweg hatte Scholz einen Bogen um Russland und die Ukraine gemacht - aber im Süden. Er überquerte dabei unter anderem Polen, Rumänien, Georgien, Aserbaidschan, Kasachstan und China und flog dabei über das Schwarze Meer, an dessen Nordküste das ukrainische Kriegsgebiet liegt. Auch das dauerte mit gut 13 Stunden deutlich länger als auf normalem Weg.

In Japan hielt sich Scholz dann nur etwas mehr als 20 Stunden auf - weniger als die gesamte Flugzeit. Er traf Ministerpräsident Fumio Kishida, nahm an einer Wirtschaftskonferenz teil und besuchte am Freitagmorgen zum Abschluss eine Wasserstoffanlage. Es war erst seine zweite Fernreise als Kanzler nach einem Besuch Washington im Februar.

Für den langen Flug machte sich Scholz übrigens wieder mal locker: Er trug Jeans und Pullover, so wie auf seinem ersten Langstreckenflug nach Washington. Damals handelte er sich damit viel Stilkritik ein, weil der Pullover mindestens eine Nummer zu gross zu sein schien. Dieser Pulli sass er deutlich besser - und Scholz trug noch ein Hemd darunter.(Hinweis: Die Jahreszahl im 4. Absatz und Angaben zur russischen Luftraumsperrung im 3. Absatz wurden korrigiert)

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