Türkei schickt «Oruc Reis» zurück ins Mittelmeer

DPA
DPA

Türkei,

«Eskalation» und «Bedrohung» - mit deutlichen Worten verurteilt Athen die erneute Entsendung eines türkischen Gas-Forschungsschiffes ins östliche Mittelmeer. Sind nun die Sondierungsgespräche zwischen beiden Staaten in Gefahr? Aus Berlin kommt eine klare Ansage.

Das türkische Forschungsschiff «Oruc Reis» sucht im östlichen Mittelmeer erneut nach Erdgas. Foto: Ibrahim Laleli/DHA/AP/dpa
Das türkische Forschungsschiff «Oruc Reis» sucht im östlichen Mittelmeer erneut nach Erdgas. Foto: Ibrahim Laleli/DHA/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Entscheidung der Türkei, ihr Forschungsschiff «Oruc Reis» wieder im östlichen Mittelmeer nach Erdgas suchen zu lassen, hat zu neuen Spannungen zwischen Athen und Ankara geführt.

Die Entsendung sei eine «grosse Eskalation und eine direkte Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Region», erklärte das griechische Aussenministerium. Man fordere die Türkei auf, ihre Entscheidung unverzüglich rückgängig zu machen und die «illegale Aktion» sofort zu beenden. Griechenland lasse sich nicht erpressen, hiess es.

Die türkische Marinebehörde hatte zuvor mitgeteilt, die «Oruc Reis» werde bis zum 20. Oktober seismische Untersuchungen unter anderem südlich der griechischen Insel Kastelorizo anstellen. Am Montagnachmittag lag das Forschungsschiff nach Angaben der Website «Marinetraffic» noch vor dem Hafen der türkischen Stadt Antalya.

Bundesaussenminister Heiko Maas reist (SPD) an diesem Dienstag nach Zypern und Griechenland, um über den Erdgasstreit zu sprechen. Ein anschliessender Türkei-Besuch, über den türkische und griechische Medien bereits berichtet hatten, findet dagegen nicht statt. Die Entscheidung könnte mit der neuen Mission der «Oruc Reis» im östlichen Mittelmeer zusammenhängen.

Erst Mitte September hatte die Türkei die «Oruc Reis» von einer solchen Erkundungsfahrt heimbeordert. Anfang Oktober kehrte auch das türkische Bohrschiff «Yavuz» von seiner Position im Südwesten der Republik Zypern erstmals seit Monaten in türkische Gewässer zurück. Die Schritte waren als Zeichen der Entspannung gewertet worden.

Das griechische Aussenministerium teilte nun mit, die neue Entsendung des Erkundungsschiffes zeige die Unzuverlässigkeit der Türkei und belege, dass Ankara in Wirklichkeit keinen Dialog wolle. Eigentlich hatten die Länder nach einer Vermittlung Berlins vereinbart, demnächst einen Termin für gemeinsame Sondierungsgespräche festzulegen, um das Territorialproblem anzugehen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, man habe die Ankündigung der Türkei zur Kenntnis genommen. «Wenn es tatsächlich zu Explorationen in diesem umstrittenen Seegebiet käme, wäre das ein sehr bedauerlicher und aus unserer Sicht auch ein unkluger Schritt.» Er würde die Bemühungen um Entspannung im östlichen Mittelmeer zurückwerfen. «Und er wäre ganz sicher alles andere als förderlich für die Fortentwicklung der EU-Türkei-Beziehungen, wie sie der Europäische Rat vorletzte Woche ins Auge gefasst hat», sagte Seibert.

Ähnlich äusserte sich der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell nach Beratungen der EU-Aussenminister in Luxemburg. «Dies wird zu neuen Spannungen führen», warnte der Spanier mit Blick auf die Ankündigungen auf die neue «Oruc Reis»-Mission und erinnerte an die Beschlüsse des EU-Gipfels vor rund zwei Wochen. Mit diesen hatten die Staats- und Regierungschefs die Türkei unter Androhung von neuen Sanktionen aufgefordert, von erneuten einseitigen Massnahmen und Provokationen abzusehen, die gegen das Völkerrecht verstossen.

Athen wirft der Türkei vor, illegal in Gewässern der Ausschliesslichen Wirtschaftszone Griechenlands nach Erdgas zu suchen. Ankara argumentiert, dass die erkundeten Zonen zum türkischen Festlandsockel gehören und die Türkei ein Recht auf Ausbeutung der Bodenschätze hat. Ein türkischer Sprecher erklärte am Montag, Ankara sei für eine diplomatische Lösung, doch es könne keine Verhandlungen geben, wenn die andere Seite auf ihre Besitzansprüche beharre und nur über türkischen Besitz verhandeln wolle.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Donald Trump Ali Chamenei
421 Interaktionen
Iran droht mit Tod
Tüechli Liege
180 Interaktionen
Besetzte Liegen

MEHR IN NEWS

Washington
Donald Trump Benjamin Netanjahu
Laut Berichten
1 Interaktionen
Tagelswangen ZH
Bob Vylan
6 Interaktionen
Anti-Israel-Parolen

MEHR AUS TüRKEI

Türkei Brände
Türkei
Turkey Pride March
5 Interaktionen
In Istanbul
Fethullah Gülen
1 Interaktionen
«Terrorverdacht»
Fatih Altayli
1 Interaktionen
Präsidentenbedrohung