Pensionierte türkische Admirale haben sich in einem Brief kritisch über eine von Erdogan geplante Wasserstrasse geäussert. Zehn davon wurden festgenommen.
Bosporus
Der Bosporus in Istanbul - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der türkische Präsident Erdogan plant eine alternative Wasserstrasse zum Bosporus.
  • Zehn pensionierte Admiräle übten in einem Brief Kritik am Projekt.
  • Gemäss Generalstaatsanwaltschaft wurden Haftbefehle gegen sie erlassen.

Die türkischen Behörden haben zehn pensionierte Admirale nach deren Kritik an einer von Präsident Recep Tayyip Erdogan geplanten Wasserstrasse in Gewahrsam genommen. Gegen die zehn Männer seien Haftbefehle erlassen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara am Montag mit. Laut einem Bericht des Senders NTV wird ihnen der Versuch vorgeworfen, «mit Gewalt und Zwang die verfassungsmässige Ordnung zu beseitigen».

Vier weitere Verdächtige wurden nach Justizangaben aufgrund ihres Alters nicht festgenommen, müssen sich jedoch innerhalb der nächsten drei Tage bei der Polizei in Ankara melden.

Türkischer Präsident Erdogan
ARCHIV - 18.03.2020, Türkei, Ankara: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht während einer Pressekonferenz. - dpa

Die Festgenommenen hatten sich in einem von insgesamt rund 100 pensionierten Admiralen unterzeichneten offenen Brief kritisch über das Projekt «Kanal Istanbul» geäussert und zum Vertrag von Montreux, einem internationalen Schifffahrtsabkommen, bekannt. Das Abkommen von 1936 regelt die Durchfahrt in den Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer, dem Bosporus und den Dardanellen. Es garantiert unter anderem zivilen Schiffen die Durchfahrt in Kriegs- und Friedenszeiten.

Alternative Wasserstrasse zum Bosporus

Die Regierung plant eine alternative Wasserstrasse zum Bosporus. Der «Kanal Istanbul» ist nach offiziellen Angaben notwendig, um den Bosporus – eine zentrale Wasserstrasse des Welthandels, die vergangenes Jahr mehr als 38'000 Schiffe passierten – zu entlasten. Kritiker befürchten jedoch, dass das umgerechnet rund acht Milliarden Euro teure Projekt den Vertrag von Montreux unterwandern könnte.

Es sei «besorgniserregend», das internationale Abkommen zur Debatte zu stellen, erklärten die pensionierten Admirale in ihrem offenen Brief. Der Vertrag von Montreux schütze «die türkischen Interessen am besten». Sie sprachen sich dafür aus, «von jeglicher Rhetorik oder jeglichem Handeln Abstand zu nehmen, das den Vertrag von Montreux zum Gegenstand einer Kontroverse machen könnte».

Das Schreiben war von Regierungsvertretern scharf kritisiert worden. Die Generalstaatsanwaltschaft leitete am Sonntag Ermittlungen wegen des Verdachts der «Absprache zur Begehung eines Verbrechens gegen die staatliche Sicherheits- und Verfassungsordnung» ein.

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