Die Regierung in Prag rechnet mit Milliardeninvestitionen in neue AKW-Reaktorblöcke. Nun werden erste konkrete Schritte gemacht.
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Das tschechische Atomkraftwerk Temelin. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tschechien will seine Atomkraftwerke ausbauen.
  • Der Industrieminister erklärt, es gebe keinen anderen Weg.
  • Nur auf erneuerbare Energiequellen zu setzen, sei gemäss ihm «Unsinn».

Tschechien hält am Ausbau der Atomenergie fest. «Es gibt keinen anderen Weg als die Kernenergie», sagte Industrieminister Karel Havlicek in einer Sendung des tschechischen Fernsehens vom Dienstag.

Den Bedarf mit erneuerbaren Energiequellen decken zu wollen, sei aus wirtschaftlicher, geografischer und technischer Sicht «Unsinn». Dies erklärte der Unternehmer und Politiker. Der Energiewende-Vorreiter Deutschland sei «ein sehr reiches Land, das sich solche Investitionen erlauben kann».

Stromkonzern gründete bereits Tochterfirmen

Unterdessen wurde bekannt: Der teilstaatliche Stromkonzern CEZ gründete bereits zwei Tochterfirmen für den Bau neuer AKW-Blöcke an den beiden Standorten Temelin und Dukovany. Das sei ein klares Signal, dass der Investitionsprozess beginne, erklärte dazu Havlicek. Über die genauen Konditionen wird noch verhandelt. Es geht um die Frage, in welchem Umfang der Staat Garantien für Kredite zur Finanzierung der Bauprojekte übernimmt.

Als wichtigste Interessenten an dem Auftrag gelten das koreanische Unternehmen KHNP und der russische Staatskonzern Rosatom. Umweltschützer kritisieren die bestehenden Atomkraftwerke in Tschechien seit Jahren als veraltet und pannenanfällig. Temelin ist nur rund 60 Kilometer von den Grenzen zu Deutschland und Österreich entfernt.

Schare Kritik aus Nachbarländern

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Das tschechische Atomkraftwerk Temlin wird inspiziert. - Keystone

Auf scharfe Kritik stiessen die Äusserungen des tschechischen Industrieministers bei der Vorsitzenden des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl. «Die Sackgasse Atomkraft als einziger Weg? Erneuerbare sind längst viel billiger als AKW-Neubauten», sagte die Grünen-Politikerin. Sie forderte die Bundesregierung auf, in Europa mehr für die Vorteile der erneuerbaren Energiequellen zu werben.

Empörung gab es auch in Österreich. Es sei der gänzlich falsche Weg, unter dem Deckmantel des Klimawandels die Atomkraft wieder auszubauen. Dies sagte die ehemalige österreichische Umweltministerin Elisabeth Köstinger der Deutschen Presse-Agentur.

Die Kosten der Atomkraft einschliesslich der Folgekosten seien exorbitant, warnte die ÖVP-Politikerin. Zudem gebe es Sicherheitsbedenken.

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