Die Organisation SOS Méditerranée fand im Mittelmeer dutzende tote Bootsmigranten. Libyen weist die Anschuldigungen, das Ganze ignoriert zu haben, zurück.
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Das Schiff von SOS Mediterranée. - SOS Mediterranée
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Hilfsorganisation fand vor der Küste Libyens ein gekentertes Boot und zehn Leichen.
  • Sie werfen Libyen, der EU und Frontex vor, die Migranten bewusst nicht gerettet zu haben.
  • Libyen hat die scharfen Anschuldigungen der privaten Seenotretter zurückgewiesen.

Nach dem Tod von Dutzenden Bootsmigranten vor der Küste Libyens hat die libysche Küstenwache scharfe Anschuldigungen privater Seenotretter zurückgewiesen. Es sei falsch, dass nicht alles unternommen worden sei, um die Menschen zu retten. Dies sagte ein Sprecher der italienischen Nachrichtenagentur Ansa am Samstag. Man sei trotz widriger Wetterbedingungen im Einsatz gewesen.

SOS Méditerranée stiess auf zehn Leichen

Am Donnerstag hatten die Retter der Hilfsorganisation SOS Méditerranée mitgeteilt: Sie haben mit ihrem Schiff «Ocean Viking» eine Unglücksstelle nordöstlich der Küste Libyens erreicht. Dort waren sie auf zehn Leichen eines gekenterten Schlauchbootes gestossen. Auf dem Boot waren gemäss den Angaben der Organisation rund 130 Migranten.

SOS Méditerranée
Die «Ocean Viking» im Mittelmeer. - AFP/Archiv

«Es gab keinerlei Koordination durch eine staatliche Rettungsleitstelle, keinerlei Unterstützung von den zuständigen Seebehörden», hatte SOS Méditerranée mitgeteilt. Die privaten Retter von Sea-Watch machten den EU-Behörden und Frontex Vorwürfe. Sie sollen von dem Boot in Seenot gewusst, die Rettung jedoch verweigert zu haben.

EU in Kritik wegen Kooperation mit Libyen

Die EU steht wegen ihrer Kooperation mit Libyen in der Kritik. Sie unterstützt unter anderem die Ausbildung der Küstenwache in dem Bürgerkriegsland. Diese brachte im vergangenen Jahr Tausende Bootsmigranten wieder nach Libyen zurück, wo ihnen Gewalt und Ausbeutung drohen.

Migranten auf dem Mittelmeer
Flüchtlinge, die auf Booten von Libyen aus nach Italien übersetzen wollten, werden während eines Rettungseinsatzes am vor der libyschen Küste geborgen. - dpa

Von Libyen aus brechen Flüchtlinge immer wieder in kleinen Schlauchbooten Richtung Italien auf, um Europa zu erreichen. Mehr als 350 Menschen sind in diesem Jahr nach IOM-Angaben im zentralen Mittelmeer umgekommen.

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