Einem Bericht der «Times» zufolge will Grossbritanniens Ex-Premier Boris Johnson seinen Vater mit dem Titel «Sir» würdigen lassen.
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Will seinen Vater Stanley Johnson (82) laut Bericht mit dem Titel «Sir» würdigen lassen: der frühere Premier Boris Johnson. - Frank Augstein/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen den früheren Premierminister Boris Johnson gibt es einmal mehr Vorwürfe der Vetternwirtschaft.
  • Er schlägt vor, seinen Vater mit dem Titel «Sir» würdigen zu lassen.

Es ist keineswegs unüblich, dass Ex-Premierminister verdiente Persönlichkeiten ehren. Doch dass Boris Johnson ausgerechnet seinen Vater für einen ganz besonderen Titel vorgeschlagen hat, stösst auf Kritik.

In den traditionellen «Resignation Honours», mit denen die britischen Regierungschefs nach ihrem Abschied verdiente Persönlichkeiten ehren können, wolle der konservative Politiker seinen Vater Stanley Johnson (82) mit dem Titel «Sir» würdigen lassen, berichtet die Zeitung «Times». Der frühere Europaabgeordnete sei einer von etwa 100 Menschen auf Johnsons Liste.

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Stanley Johnson, der Vater des früheren britischen Premierministers Boris Johnson, in London. - keystone

Die «Times» kritisierte die Pläne als moralisch falsch. Kulturministerin Michelle Donelan gab sich hingegen gelassen. Es gebe deutlich grössere Probleme, sagte sie dem Sender LBC.

Auch andere Personalien könnten noch für Aufregung sorgen. So will Johnson laut «Times» gleich vier amtierende Abgeordnete der Konservativen Partei, darunter seine Vertraute Nadine Dorries, zu lebenslangen Mitgliedern des Oberhauses ernennen. Das würde Neuwahlen in den Wahlkreisen der Parlamentarier auslösen – Umfragen zufolge drohen jeweils schwere Niederlagen für die Tories.

Knifflige Situation für Rishi Sunak

Die letzte Entscheidung über die «Resignation Honours» liegt beim derzeitigen Premierminister Rishi Sunak. Legt Sunak gegen die Wünsche seines internen Kritikers Johnson ein Veto ein, dürfte der Streit zwischen den Politikern eskalieren. Genehmigt er aber die Vorschläge seines Vorvorgängers, dürfte Sunak selbst in die Kritik geraten.

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Rishi Sunak, Premierminister von Grossbritannien, vor der Downing Street Nummer 10. - James Manning/PA Wire/dpa

Bereits vor Johnson haben Premierminister mit ihren «Rücktrittsehren» Parteifreunde oder enge Mitarbeiter ausgezeichnet. Allerdings hat der 58-Jährige bereits Dutzende Mitglieder des Oberhauses ernannt, darunter seinen Bruder Jo als Baron Johnson of Marylebone. Kritiker fordern seit langem, den Ernennungsprozess zu reformieren. Mit mehr als 800 Mitgliedern ist das House of Lords die grösste Parlamentskammer der Welt nach dem chinesischen Volkskongress.

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