Hochwasser im Ticker: Klimaforscherin kritisiert Österreichs Politik
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hochwasserlage in Zentraleuropa spitzt sich immer weiter zu.
- Die Lage ist besonders dramatisch in Österreich, Polen und Tschechien.
- Das Wichtigste im Ticker.
Das Bangen in den Gebieten mit Hochwasser geht weiter: In weiten Teilen des riesigen Katastrophengebietes von Rumänien, Polen über Tschechien bis Österreich ist noch kilometerweit Land unter. Strassen und Felder sind überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört.
Hast du auch schon einmal Hochwasser erlebt?
In Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe auf die Wasserwalze aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen.
Immerhin: An diesem Dienstag wird in einigen der betroffenen Gebiete mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet.
Die Entwicklungen vom Montag findest du im Ticker von gestern. Die neuesten Informationen zum Hochwasser findest du hier:
Tausende Bürger retten polnische Stadt vor Deichbruch
14.05: Mit vereinten Kräften haben die Bewohner einer von Hochwasser bedrohten Stadt in Polen mitgeholfen, einen Deichbruch zu verhindern.
«Nysa wurde vor dem Schlimmsten bewahrt», sagte die Chefin der Gebietsadministration, Monika Jurek, nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP. Mittlerweile gehe der Wasserstand in der Glatzer Neisse zurück. «Wenn das so bleibt, können wir sagen, dass Nysa sicher ist.»
Klimaforscherin macht Ösi-Politikern Vorwürfe wegen Hochwasser
09.01: Auch in Österreich ist die Hochwasser-Lage angespannt. Dafür sollen zumindest teilweise die Politiker verantwortlich sein, sagt Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb gegenüber der «Krone».
«Das Problem ist seit 15 Jahren bekannt», so die Expertin. Täglich werden rund 11,5 Hektar Land verbaut. Diese Flächen können dann kein Wasser mehr aufnehmen, was das Land anfälliger macht.
Der Vorwurf von Kromp-Kolb: «Hauptverantwortlich sind die Landeshauptleute, die das Bodenschutzgesetz erfolgreich verhinderten.» Jetzt würden sie sich paradoxerweise als Retter präsentieren. Laut der Forscherin brauche es nun auch Zwang, damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich des Zubetonierens erhört werden.
Nicht in allen Bundesländer seien die Versäumnisse gleich schlimm, betont Kromp-Kolb. Im Burgenland versuche man, gegen die Verbauung vorzugehen und diese zumindest etwas einzudämmen.
Kromp-Kolb glaubt zudem nicht, dass es nach dem aktuellen Hochwasser ein Umdenken geben wird. «Es gab immer wieder schlimme Ereignisse. Die Ursachen sind bekannt. Geändert hat sich nichts.»
Polen: Tausende Bürger kämpfen in Nysa um ihren Deich
08.33: Mit vereinten Kräften kämpfen Menschen im Südwesten Polens gegen das Hochwasser. In der Kleinstadt Nysa südlich von Breslau (Wroclaw) drohen die Wassermassen der Glatzer Neisse einen Deich zu durchbrechen. Dieser schützt das Stadtzentrum.
In der Nacht halfen viele Bewohner der Stadt den Einsatzkräften von Armee und Feuerwehr. Die angegriffene Stelle im Deich wurde mit Sandsäcken verstärkt.
«Auf dem Deich waren etwa 2000 Menschen: Frauen, Männer, Kinder und Senioren», sagte Bürgermeister Kordian Kolbiarz dem Radiosender Rmf.fm. Diese hätten eine Menschenkette gebildet, um die Sandsäcke zu transportieren.
In Breslau kam erneut der Krisenstab mit Regierungschef Donald Tusk zusammen. Die Regierung in Warschau hat für die Hochwassergebiete den Katastrophenzustand ausgerufen. Dies erleichtert es den Behörden, Anweisungen durchzusetzen. Tusk sagte, es gebe derzeit sehr widersprüchliche Prognosen der Meteorologen dazu, wann das Hochwasser die Stadt Breslau erreichen könne.
Zunächst hatte es geheissen, dass die Flutwelle in der Oder am Mittwoch auf Höhe der Stadt ankommt. Mittlerweile ist von Freitag die Rede. Dies müsse noch genau analysiert werden, forderte Tusk. Beim Oderhochwasser 1997 stand Breslau zu einem Drittel unter Wasser.
Bisher 18 Tote in Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien
05.15: Bisher kamen mindestens 18 Menschen beim verheerenden, tagelangen Regen ums Leben. Die Behörden bestätigten je vier Tote in Polen und Österreich und drei in Tschechien.
In Rumänien, wo vor allem der Osten des Landes betroffen war, starben am Wochenende sechs Menschen. Am Montag wurde ein siebtes Opfer gefunden
In Österreich wurde am Montagabend ein weiterer Toter in den Fluten entdeckt. Ob der etwa 40- bis 50-jährige Mann auch ein Hochwasser-Opfer ist, blieb zunächst unklar. Zahlreiche weitere Menschen werden vermisst.
Polen: Kleinstadt Klodzko sieht aus wie nach Bombenexplosion
Im polnischen Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau sah ein Teil der Fussgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den Läden im Erdgeschoss waren Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen waren Regale umgestürzt, lose Kabel hingen herum. In Klodzko war die Glatzer Neisse, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten.
Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Spitals eindrang. Das berichtete die Nachrichtenagentur PAP. 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere.
Örtliche Behörden ordneten Evakuierungen in Nysa sowie in Paczkow an. In der Kleinstadt im Südwesten Polens war ein Riss in der Staumauer eines Stausees festgestellt worden. 4900 Soldaten wurden PAP zufolge zur Unterstützung der lokalen Behörden der vom Hochwasser betroffenen Gebiete abgestellt.
Tschechien: Armee kommt im Katastrophengebiet zum Einsatz
Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophe den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Jana Cernochova auf X mitteilte.
Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.
Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens sieben weitere Menschen gelten als vermisst.
In Ostrava, der drittgrössten Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen.
Österreich: Grosse Sorge vor Dammbrüchen wegen Hochwasser
Im Osten Österreichs herrscht grosse Sorge vor weiteren Dammbrüchen. «Es besteht höchste Dammbruchgefahr», hiess es von den Behörden. Mehr als 200 Strassen in Niederösterreich waren gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden.
Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.
In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss gab es hingegen eine leichte Entspannung.
Rumänien: Sieben Tote wegen Hochwasser
In Rumänien ist vor allem der Osten des Landes betroffen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden. Das berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz.
Rund 6'000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst, viele liegen in abgelegenen Dörfern. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz.