In Grossbritannien fehlen nicht nur Lastwagen-Chauffeure, sondern auch Metzger. Jetzt droht tausenden Schweinen die Notschlachtung auf dem Bauernhof.
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Zwei Schweine in einem Stall. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Grossbritannien herrscht Fachkräftemangel.
  • Weil es in den Schlachtbetrieben zu wenig Metzger gibt, kommt es jetzt zum Schweine-Stau.
  • Tausende Schweine müssen notgeschlachtet und verbrannt werden.

Bilder von Tankstellen ohne Treibstoff in Grossbritannien gingen zuletzt um die Welt. Die Versorgungskrise im Land droht sich nun jedoch aufgrund des Fachkräftemangels weiter zu verschärfen.

Denn: Es hat nicht nur zu wenig Lastwagen-Chauffeure – auch Metzger werden dringend gesucht. Unterdessen haben es Fachkräfte aus dem Ausland aufgrund der strengeren Einwanderungs-Bestimmungen seit dem Brexit schwer.

120'000 Schweinen droht Notschlachtung

Das Resultat: Tausende Schweine müssen auf den Höfen notgeschlachtet werden. Die Schlachthöfe haben zu wenig Kapazität, weshalb die Ställe immer voller werden. Dies hat zur Folge, dass die gesetzlichen Platz-pro-Tier-Vorgaben nicht mehr eingehalten werden können.

Das Problem bei Notschlachtungen: Das Fleisch von Tieren, die nicht auf dem Schlachthof getötet werden, darf nicht weiterverarbeitet werden. Sie werden verbrannt und sterben umsonst, wie die SRF-«Tagesschau» berichtet.

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In den britischen Ställen wird es voll.
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Doch in den Schlachtbetrieben fehlen die Metzger.
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Der Fachkräftemangel ist auf die verschärften Einwanderungsbestimmungen seit dem Brexit zurückzuführen.
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Jetzt droht 120'000 Tieren die Notschlachtung auf dem Hof.

Dieses Schicksal droht jetzt 120'000 Schweinen. Sehr zum Unmut der Bauern: «Wir haben in diesem Land noch nie gesunde Tiere notgeschlachtet», sagt Stephen Thompson. Dies sei besonders in Anbetracht dessen, dass Menschen andernorts Hunger leiden, «furchtbar».

Dem Schweinezüchterverband National Pig Association zufolge wurden bereits 6'000 gesunde Schweine notgeschlachtet.

Regierung plant Sondervisa für Metzger

Und die britische Regierung? Die schien das ganze Thema zunächst gar nicht zu interessieren. Boris Johnson spielte die Angelegenheit in einem Interview herunter: Die Tiere würden sowieso geschlachtet. Dies sehr zum Ärger der Landwirte, die sich offenbar mit dem Problem alleingelassen fühlen.

Boris Johnson
Johnson will mit dem Abkommen die illegale Migration über den Ärmelkanal deutlich eindämmen. - Keystone

Nun unternimmt die Regierung doch Schritte, um die Situation zu entschärfen: 800 Sondervisa für ausländische Metzger sollen erteilt werden. Deren Aufenthalt in Grossbritannien wird jedoch auf sechs Monate beschränkt.

Eine ähnliche Massnahme wurde bereits zur Bekämpfung des Mangels an Lastwagen-Chauffeuren eingeführt. Doch obwohl Sondervisa in Aussicht gestellt wurden, gestaltet sich die Suche nach europäischen Fahrern als schwierig. Viele verzichten trotz der gelockerten Einreisebestimmungen darauf, in Grossbritannien zu arbeiten.

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