Tag der Deutschen Einheit: War die Wahl ein Geburtsfehler?
Der 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit steht in der Kritik. Die wahre Emotion liegt nach Christoph Lemmer beim 9. November, dem Tag des Mauerfalls.

Journalist Christoph Lemmer bezeichnet die Wahl des 3. Oktober als «Geburtsfehler», wie «Welt» berichtet. Der offizielle Feiertag markiert zwar das juristische Ende der Teilung, doch die emotionale Bindung fehle vielen Deutschen.
Viele empfinden bis heute den 9. November als den bedeutenderen Tag, heisst es. An diesem Tag fiel 1989 die Mauer, Menschen strömten über die Grenze und feierten ihre wiedererlangte Freiheit.
Tag der Deutschen Einheit: Symbolkraft gegen Verwaltungsakt
Der 3. Oktober 1990 war der Tag, an dem die DDR der Bundesrepublik beitrat. Es handelte sich um einen formalen Verwaltungsakt ohne grosse öffentliche Emotionen, erklären Historiker.
Gegen den 3. Oktober wurde eingewandt, dass es sich lediglich um ein amtliches Datum handle. Die symbolische Wirkung sei begrenzt, so die Kritik.
Warum nicht der 9. November?
Der 9. November schied als Tag der Deutschen Einheit aus, weil er historisch belastet ist. An diesem Tag fanden 1938 die Novemberpogrome gegen Juden statt, erklärt die Geschichtswissenschaft.

Auch der Hitlerputsch 1923 ereignete sich am 9. November. Diese dunklen Kapitel der deutschen Geschichte machten das Datum für einen Feiertag unmöglich, so der Konsens.
Debatte hält an
Die Diskussion über den richtigen Feiertag flammt immer wieder auf. Kritiker sehen im 3. Oktober einen Tag ohne echte emotionale Verankerung in der Bevölkerung, so die «Welt».
Der Mauerfall bleibt für viele das prägendere Ereignis der deutschen Einheit. Die Bilder der Grenzöffnung haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt und symbolisieren Freiheit und Aufbruch.