Eine Studie der Uniklinik Frankfurt am Main hat ergeben, dass das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus geringer sein könnte, als zuvor vermutet.
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Frankfurter Flughafen - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine neue Studie ergab, dass das Ansteckungsrisiko mit Corona in Flügen nicht so hoch sei.
  • Forscher haben Passagiere kontaktiert, die mit infizierten Menschen im Flugzeug sassen.
  • Überraschen wenige hatten sich trotz engen Kontaktes mit dem Virus infiziert.

Volle Flugzeuge sind derzeit für viele Reisende ein Horrorszenario. Eine Studie von Frankfurter Virologen hat nun ergeben: Das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus ist im Flieger wahrscheinlich gering.

Die Forscher der Uniklinik Frankfurt am Main hatten alle Passagiere eines Flugs kontaktiert, in dem eine Gruppe infizierter Touristen sass. Das Ergebnis: Die mindestens sieben vorab Infizierten steckten nur zwei weitere Passagiere nachweisbar an.

Niemand trug eine Maske

In dem vier Stunden und 40 Minuten dauernden Flug vom israelischen Tel Aviv nach Frankfurt sassen am 9. März insgesamt 102 Passagiere, wie die Forscher in der US-Fachzeitschrift «Jama Network Open» darlegten. Mit dabei war eine Gruppe von 24 deutschen Touristen. Wie die Forscher betonten, trug niemand auf dem Flug eine Maske.

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Immer mehr Flugzeug-Passagiere wissen sich nicht wie zu benehmen. - Keystone

Die deutschen Gesundheitsbehörden waren alarmiert worden, weil die Gruppe mit einem israelischen Hotelmanager in Kontakt gekommen war. Dieser war mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Deshalb entschieden sie, die gesamte Gruppe bei der Ankunft am Frankfurter Flughafen zu testen.

Überraschend wenig Infizierte

Bei sieben von ihnen war das Ergebnis direkt positiv, bei sieben weiteren ergaben spätere Tests eine Infektion. Einen guten Monat danach kontaktierten die Virologen der Uniklinik die 78 übrigen Fluggäste. 90 Prozent von ihnen meldeten sich zurück.

Sie fanden zwei Fluggäste, die sich wahrscheinlich während des Flugs angesteckt hatten. Diese sassen am Gang gegenüber der ursprünglichen sieben Infizierten.

Taiwan Coronavirus
Die Zahl der laborbestätigten Coronavirus-Fälle in der Schweiz ist angestiegen. (Symbolbild) - dpa

Normalerweise vermuteten Virologen, dass die Risikozone für die Ansteckung in Flugzeugen zwei Reihen vor und hinter einem Infizierten beträgt. Doch ein Mann, der auf dem untersuchten Flug direkt vor zwei Infizierten sass, hatte sich nicht angesteckt. Dies, obwohl er sich nach eigenen Angaben lange mit diesen unterhalten hatte. Auch zwei Passagiere, die direkt dahinter sassen, blieben gesund.

Das verwunderte die Forscher, wie die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie, Sandra Ciesek, der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Ansteckungen können nicht vollständig verhindert werden

Weil nicht alle Passagiere getestet wurden, können die Forscher weitere Infektionen nicht ausschliessen. Der Studienautor Sebastian Hoehl betonte: Die Ansteckungsrate war dennoch niedriger als erwartet. Und das, obwohl niemand Mund-Nase-Bedeckungen getragen hatte.

Ciesek erklärte, die Frankfurter Studie spreche dafür, dass die Luftfilteranlagen im Flugzeug Übertragungen des neuartigen Coronavirus reduzieren können. Sie könnten Ansteckungen aber «eben nicht vollständig verhindern».

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