Stadtbild-Debatte: Merz erhält Brandbrief von 60 Frauen
Bundeskanzler Merz sorgte mit seinen Äusserungen zum deutschen Stadtbild für Aufregung. Nun wenden sich 60 prominente Frauen mit konkreten Forderungen an ihn.

Friedrich Merz sorgte mit seiner Aussage über ein problematisches «Stadtbild» für Aufregung. Der deutsche Bundeskanzler hatte zunächst keine konkreten Details genannt, was laut der «Süddeutschen Zeitung» zu heftigen Spekulationen und Kritik führte.
Auf Nachfrage von Journalisten empfahl Merz wenige Tage später: «Fragen Sie Ihre Kinder, fragen Sie Ihre Töchter.» Diese Formulierung verstärkte die Kontroverse noch weiter und führte zu dem Vorwurf, er bediene rassistische Klischees.
Später versuchte der CDU-Politiker seine Position zu präzisieren und betonte, Deutschland brauche Zuwanderung für den Arbeitsmarkt. Probleme machten jene, «die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben, nicht arbeiten und sich auch nicht an unsere Regeln halten».
60 prominente Frauen schreiben Brief an Friedrich Merz
Aus den spontanen «Töchter»-Protesten der vergangenen Tage entwickelte sich eine koordinierte Gegenbewegung. Sechzig bekannte Frauen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen schlossen sich zusammen, um eine gemeinsame Antwort zu formulieren.
Die Liste der Unterzeichnerinnen liest sich wie ein Who's Who der deutschen Prominenz. Grünen-Politikerin Ricarda Lang, Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Sängerin Joy Denalane und Autorin Alice Hasters gehören laut «Welt» zu den bekanntesten Namen.

Weitere prominente Unterstützerinnen sind die Ökonomin Isabella Weber, Schauspielerin Melika Foroutan und Soziologin Jutta Allmendinger. Laut dem «Stern» wurde der Brief am Dienstag (28.10) online gestellt und kann von weiteren Frauen unterzeichnet werden.
Klare Abgrenzung zu diskriminierenden Narrativen
Die Verfasserinnen des offenen Briefes machen von Anfang an ihre Intention deutlich, so der «Stern». «Wir möchten gerne über Sicherheit für Töchter, also Frauen sprechen», heisst es in dem Schreiben an den Bundeskanzler.
Gleichzeitig ziehen sie eine klare Grenze zu populistischen Ansätzen. Sie wollen die Diskussion «ernsthaft» führen und «nicht als billige Ausrede dienen, wenn rassistische Narrative gerechtfertigt werden sollen».

Die Aktivistinnen fordern Merz auf, seinen formulierten Sorgen um «die Töchter» konkrete Massnahmen folgen zu lassen.
Konkreter Forderungskatalog für mehr Sicherheit
Der Brief enthält einen präzisen Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Frauensicherheit in Deutschland. Zentrale Forderungen sind eine bessere Strafverfolgung bei sexualisierter und häuslicher Gewalt sowie ausreichend finanzierte Frauenhäuser.
Die Unterzeichnerinnen verlangen ausserdem eine verbesserte Beleuchtung und Überwachung öffentlicher Räume. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufnahme des Straftatbestandes Frauenmorde ins deutsche Gesetzbuch.
Zusätzlich fordern sie dem «Stern» zufolge gezielten Einsatz gegen Altersarmut von Frauen und bessere Schutzräume. «Wir wollen einen öffentlichen Raum, in dem sich alle Menschen wohlfühlen.»
Gesellschaftliche Spaltung und politische Instrumentalisierung
Die Stadtbild-Debatte hat Deutschland in zwei Lager gespalten und unterschiedlichste Reaktionen hervorgerufen. Während Umfragen durchaus Zustimmung für Merz' Äusserungen dokumentierten, protestierten gleichzeitig Tausende Menschen in deutschen Städten.

Die Briefschreiberinnen nutzen die entstandene mediale Aufmerksamkeit strategisch für ihre politischen Ziele. Sie laden explizit weitere Frauen dazu ein, sich ihrer Initiative anzuschliessen.
Kritiker sehen in Merz' Äusserungen eine gefährliche Stärkung rechtspopulistischer Kräfte, so der «Focus». Merz spiele mit seinen Aussagen der AfD in die Hände und stelle Migranten unter Generalverdacht.












