Staatsanwalt: Verurteilung Kölner Kardinals war «wahrscheinlich»
Die Staatsanwaltschaft Köln (D) hat das Verfahren gegen Kardinal Woelki nach Zahlung von 26'000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung endgültig eingestellt.

In Köln (D) hat die Staatsanwaltschaft ihr Ermittlungsverfahren gegen den Kardinal Rainer Maria Woelki endgültig eingestellt. Dieser hatte zuvor die ihm auferlegte Geldzahlung in Höhe von 26'000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung geleistet.
Zugleich hob die Staatsanwaltschaft in der westdeutschen Stadt hervor, dass die Ermittlungen durchaus den für eine Anklageerhebung erforderlichen Verdacht ergeben hätten, dass Woelki fahrlässig eine falsche Versicherung an Eides Statt und einen fahrlässigen Falscheid abgelegt habe.
«Insoweit wäre nach vorläufiger Bewertung der Beweislage durch Staatsanwaltschaft und Landgericht eine entsprechende strafrechtliche Verurteilung des Beschuldigten in einem gerichtlichen Verfahren wahrscheinlich gewesen», stellte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer klar. Massgeblich für die Entscheidung, gleichwohl auf eine Anklage zu verzichten, war nach Darstellung der Staatsanwaltschaft unter anderem, dass Woelki bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten war.
In einer Pressemitteilung von Woelkis Erzbistum hatte es zuvor geheissen: «Kardinal Woelki ist unschuldig und hat nicht gelogen. Er hat keine Aussagedelikte, insbesondere keinen Meineid begangen.»
Woelkis Aussage unter Eid war «objektiv unwahr»
Die Staatsanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre gegen Woelki ermittelt. Im Kern ging es um die Frage, zu welchem Zeitpunkt der Kölner Erzbischof über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester Bescheid wusste. Die Ermittlungen ergaben, dass Woelki durchaus falsche Angaben gemacht hatte – dies aber nicht mit Vorsatz, sondern fahrlässig. So habe er vor dem Landgericht Köln 2023 unter Eid eine Aussage erstattet, die als «objektiv unwahr» anzusehen sei.
Brief an Papst Leo mit Bitte um Abberufung Woelkis
Mehrere katholische Persönlichkeiten haben inzwischen in einem Brief an den neuen Papst Leo XIV. darum gebeten, Woelki von seinem Posten abzuberufen. Obwohl es nicht zur Anklage kam, sei Woelki durch die Ermittlungsergebnisse «vollständig korrumpiert», schrieben unter anderem der Kirchenrechtler Thomas Schüller, Christian Weisner von der Reformbewegung «Wir sind Kirche» und der Priester Wolfgang F. Rothe aus München.
«Kardinal Woelki ist sowohl innerhalb der Erzdiözese Köln als auch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland weitestgehend isoliert», heisst es in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Er ist ein Hirt ohne Herde.»