Spaniens Diktator Francisco Franco wird aus dem Grab geholt
Das können sich viele Spanier - vor allem die älteren - kaum vorstellen. Der einst allmächtige Diktator Francisco Franco wird in seiner letzten Ruhe gestört.

Das Wichtigste in Kürze
- Diktator Francisco Franco wird in Spanien trotz vieler Proteste umgebettet werden.
- Ein Gericht hat die Umbettung nach monatelangem Streit nun autorisiert.
Diktator Francisco Franco (1892-1975) wird in Spanien trotz vieler Proteste erstmals aus dem Grab geholt werden. Nach monatelangen Debatten gab der Oberste Gerichtshof in Madrid am Dienstag grünes Licht. Somit darf die umstrittene Umbettung der sterblichen Überreste des Gewaltherrschers stattfinden. Einen Termin gibt es noch nicht.
Diktator Franco hatte im Sommer 1936 gegen die Regierung der spanischen Republik geputscht. Es folgte ein fast dreijähriger Bürgerkrieg, den Francisco Franco - auch mit deutscher Unterstützung - 1939 gewann. Er regierte Spanien bis an sein Lebensende im November 1975.
Familie von Diktator Franco wehrte sich
Die Familie von Diktator Franco hatte sich gegen die Umbettung auf den Friedhof El Pardo-Mingorrubio gewehrt. Sie wäre nur mit einer Beisetzung in einem familieneigenen Grab in der Almudena-Kathedrale mitten im Zentrum von Madrid einverstanden gewesen. Dies wollte die Regierung auf keinen Fall zulassen, da sie dort keinen Pilgerort für Franco-Anhänger schaffen wollte.

Nach der Gerichtsentscheidung sprach Sánchez von «einem grossen Sieg für die spanische Demokratie». Seine Stellvertreterin Carmen Calvo sagte vor Journalisten, man wolle die Umbettung vor der Parlamentsneuwahl vom 10. November über die Bühne bringen. «Wir werden das sehr schnell machen, je schneller, desto besser.»
Die konservative Volkspartei und die liberalen Ciudadanos liessen wissen, man respektiere die Entscheidung der Justiz. Ciudadanos-Chef Albert Rivera warf Sánchez aber vor, seit einem Jahr «mit den Knochen (Francos)» zu «spielen», um Spanien zu entzweien. Der Chef der rechtspopulistischen Partei Vox, Santiago Abascal, kritisierte die «Grabschändung», mit der «Hass ausgegraben» werde.
Streit um Umbettung von Francisco Franco hält bereits ein Jahr an
Seit über einem Jahr hält in Spanien ein heftiger Streit um die Umbettung an. Sánchez hatte kurz nach seiner Amtsübernahme im Juni 2018 angekündigt, die sterblichen Überreste an einen anderen Ort bringen zu wollen. Das gigantische Mausoleum ist eine Pilgerstätte für Menschen, die den toten Diktator verehren und rechtsextremes Gedankengut pflegen.

Aber nicht nur Rechtsextreme und die Enkel des Diktators zogen in den vergangenen Monaten gegen die Pläne zu Felde. Auch Vertreter der Kirche und konservative Politiker protestierten. Pablo Casado, Chef der Volkspartei (PP), bezeichnete es als «unverantwortlich, bereits geheilte Wunden wieder aufzureissen».