Eine Zeitung verglich Ausschnitte der Doktorarbeit von Andrej Danko mit anderen Schriften – und fand teilweise komplett übereinstimmende Passagen.
Andrej Danko
Andrej Danko, Parlamentspräsident der Slowakei, soll seine Doktorarbeit abgeschrieben haben. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Andrej Danko wird vorgeworfen, seine Doktorarbeit abgeschrieben zu haben.
  • Einige Textstellen sind teilweise wörtlich übereinstimmend mit anderen Publikationen.

Der slowakische Parlamentspräsident Andrej Danko ist wegen Plagiatsverdachts unter Druck geraten. Der formell zweithöchste Amtsträger der Slowakischen Republik soll nach Medienberichten seine Doktorarbeit im Jahr 2000 grossteils aus Abschriften von fünf Publikationen anderer Autoren zusammengesetzt haben. Die Tageszeitung «Dennik N» veröffentlichte am Donnerstag Auszüge von Dankos Rigorosumsarbeit und stellte sie den teilweise wörtlich übereinstimmenden Textstellen der anderen Publikationen gegenüber. Vertreter der Oppositionsparteien forderten Danko daraufhin ultimativ zum Rücktritt auf.

Danko, der zugleich auch Parteichef der mitregierenden rechtspopulistischen Nationalpartei SNS ist, steht schon seit Wochen wegen Ungereimtheiten rund um seinen Doktortitel in der Kritik. So hatte er sein Jurastudium nach eigenen Angaben zwar in Bratislava absolviert, die Doktorarbeit aber an der regionalen Universität in Banska Bystrica eingereicht. Als Journalisten sich dort im September seine Doktorarbeit ansehen wollten, verpflichtete er die Universität durch einen eilends abgeschlossenen «Lizenzvertrag» zur Geheimhaltung der Arbeit. Neben Medien und Politikern protestierten auch zahlreiche Wissenschaftler gegen diesen ungewöhnlichen Schritt, der aus ihrer Sicht den Ruf der slowakischen Universitäten in Gefahr bringt.

Die Universität richtete mittlerweile eine Kommission ein, die sowohl den Plagiatsverdacht als auch die Rechtmässigkeit des inzwischen von Danko selbst aufgehobenen Einsichtsverbots in die Doktorarbeit untersuchen soll. Bis zu deren frühestens im Januar erwartetem Bericht wolle sich Danko zu der Affäre nicht mehr äussern, teilte sein Sprecher am Donnerstag am Rande eines internationalen Besuchsprogramms mit. Danko empfing am Donnerstag den deutschen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble gemeinsam mit den Parlamentspräsidenten Frankreichs und der Visegrad-Staaten (neben der Slowakei selbst noch Tschechien, Polen und Ungarn).

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