Sexarbeit hinter Sichtblenden: Die Herbertstrasse wird 100

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Deutschland,

Die Strasse ist weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt. Auf St. Pauli unweit der Reeperbahn wird sie als «kulturelle Instanz» wahrgenommen.

Die Tore der Herbertstrasse, in der abends auf St. Pauli Prostituierte ihre Dienste anbieten, sind zu ihrem zum 100. Geburtstag auch für Besucherinnen geöffnet.
Die Tore der Herbertstrasse, in der abends auf St. Pauli Prostituierte ihre Dienste anbieten, sind zu ihrem zum 100. Geburtstag auch für Besucherinnen geöffnet. - Markus Scholz/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie ist eine der bekanntesten und sündigsten Strassen Deutschlands, doch für Frauen und Jugendliche gesperrt.

Nicht so am Sonntag: Die Herbertstrasse in Hamburg feierte ihren 100. Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür. Der Andrang inmitten der Amüsiermeile von St. Pauli war gross, auch viele Frauen zeigten sich interessiert.

Nach Angaben von Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen, arbeiten etwa 250 Menschen in der Herbertstrasse, die meisten davon Frauen. Der Berufsverband lobt, im Gegensatz zu vielen anderen Orten sei die Sexarbeit in der Herbertstrasse gesellschaftlich anerkannt. Der Strassenstrich und die dort arbeitenden Menschen würden von den Anwohnern und Besuchern des Viertels nicht als Ärgernis, sondern als «kulturelle Instanz» wahrgenommen.

Bordellführungen und Live-Musik

Prostitution gibt es in der Strasse seit Beginn der Bebauung im 19. Jahrhundert, wie der Quartiersmanager Lars Schütze erklärte. Die Strasse habe sich von einer kleinen Ansammlung mehrerer Prostitutionsstätten hin zu einem der bekanntesten Strassenstriche des Landes entwickelt. Bis 1922 hiess sie Heinrichstrasse, im Juli 1922 wurde sie dann die berühmte Herbertstrasse. Die Umbenennung war damals als Zeichen eines Neuanfangs gedacht, die Freudenhäuser sollten vertrieben werden und Wohnungen entstehen, hiess es auf den am Sonntag ausgestellten Tafeln.

Zur Zeit des Nationalsozialismus war Prostitution den Angaben zufolge strikt verboten - mit Ausnahme der Herbertstrasse, an deren beiden Zugängen damals Sichtblenden errichtet wurden. Die dort angebrachten Schilder wurden in den 70er Jahren auf Wunsch der Prostituierten durch den Hinweis ergänzt: «Zutritt für Männer unter 18 und Frauen verboten!».

Bei der Feier am Sonntag wurden Führungen zur Geschichte der Herbertstrasse, Bordellführungen, Kunstausstellungen und Live-Musik geboten.

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