Im Schatten des Ukraine-Krieges sind in der Nacht auf Dienstag zwischen Aserbaidschan und Armenien im Kaukasus wieder schwere Kämpfe ausgebrochen.
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ARCHIV - Geparkte aserbaidschanische Panzer stehen in der Konfliktregion Berg-Karabach nebeneinander. Foto: Emrah Gurel/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Emrah Gurel
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wieder sind schwere Kämpfe zwischen Aserbaidschan und Armenien ausgebrochen.
  • Die Ex-Sowjetrepubliken schieben sich die Schuld für die Unruhen jeweils zu.
  • Gemäss Angaben aus Armenien versucht Aserbaidschan, in das Land einzudringen.
  • Mindestens 49 armenische Soldaten seien getötet worden.

Aserbaidschanische Truppen haben nach armenischen Angaben am Dienstag einen Vorstoss nach Armenien versucht. «Der Feind versucht, vorzustossen», erklärte das Verteidigungsministerium in Eriwan.

Mindestens 49 armenische Soldaten getötet worden, so der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan. Die Opferzahl werde vermutlich noch steigen. Beide Konfliktparteien hatten in der Nacht schwere Kämpfe im Grenzgebiet gemeldet.

Aserbaidschanische Truppen wollten auf armenisches Gebiet vorstossen

Dem Verteidigungsministerium in Eriwan zufolge versuchten aserbaidschanische Truppen, auf armenisches Gebiet vorzustossen. Die aserbaidschanische Armee setze Artillerie und Drohnen gegen militärische und zivile Ziele nahe der Grenze ein. Aserbaidschan warf Armenien hingegen «grossangelegte subversive Handlungen» in Grenznähe und Beschuss seiner Militärstellungen vor.

Armeniens Ministerpräsident Nikol Paschinjan forderte nach Angaben seines Büros in Telefonaten mit US-Aussenminister Antony Blinken, Russlands Staatschef Wladimir Putin und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine «angemessene Reaktion der internationalen Gemeinschaft» auf das Vorgehen Aserbaidschans.

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Nikol Paschinjan (M), Ministerpräsident von Armenien, spricht mit einem Offizier der armenischen Armee. - Tigran Mehrabyan/PAN Photo/AP/dpa

Er und Putin vereinbarten demnach, in Kontakt zu bleiben. In einem Telefongespräch hätten Armeniens Verteidigungsminister Suren Papikjan und der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu beschlossen, die «notwendigen Massnahmen zur Stabilisierung der Lage» zu ergreifen, erklärte die Regierung in Eriwan.

Die türkische Regierung wiederum rief Armenien auf, seine «Provokationen» gegen Aserbaidschan einzustellen und «sich auf Friedensverhandlungen und Zusammenarbeit» mit Baku zu konzentrieren.

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Bombenkrater in Berg-Karabach. (Archivbild) - AFP

Das armenische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, aserbaidschanische Truppen hätten an drei Stellen armenische Stellungen mit Artillerie und grosskalibrigen Waffen angegriffen. Es gebe Tote und Verwundete.

In Baku hatte das Verteidigungsministerium Aserbaidschans wiederum davon gesprochen, dass ein grossangelegter armenischer Sabotageversuch die Kämpfe ausgelöst habe. «Die gesamte Verantwortung für die Situation liegt bei der militärisch-politischen Führung Armeniens», hiess es.

Krieg wegen Region Berg-Karabach

Die früheren Sowjetrepubliken bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Allerdings wurde nach armenischen Angaben diesmal nicht die Exklave angegriffen, die Attacken trafen Stellungen bei den Städten Goris, Sotk und Dschermuk. Diese liegen auf dem Gebiet Armeniens.

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Zerstörter Panzer im Grenzgebiet - AFP/Archiv

Das umstrittene Berg-Karabach gehört zu Aserbaidschan, wird aber von Armeniern bewohnt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sicherten sich armenische Kräfte in einem Krieg von 1992 bis 1994 die Kontrolle über das Gebiet und besetzten weite Teile Aserbaidschans.

2020 gewann Aserbaidschan seine Gebiete zurück und eroberte strategisch wichtige Stellen in Berg-Karabach. Den nach vier Monaten vereinbarten Waffenstillstand überwacht Russland, die Schutzmacht der christlichen Armenier. Auch die Europäische Union unternahm seitdem viele Anstrengungen, den Konflikt zu lösen.

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