In der Hauptstadt Kiew ist es im Ukraine-Krieg zu schweren Explosionen gekommen. Dies berichtet unter anderem Bürgermeister Witali Klitschko.
Kiew Ukraine Krieg
Rauch steigt über Kiew auf. - Twitter/@Osinttechnical
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kiew wurde am Montagmorgen von schweren Explosionen erschüttert.
  • Russland hatte zuvor Vergeltung für die zerstörte Krim-Brücke angekündigt.

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es am Montagmorgen zu schweren Explosionen gekommen. Es habe mehrere Einschläge gegeben, berichteten Bürgermeister Witali Klitschko und eine Korrespondentin der Deutschen Presse-Agentur. Klitschko forderte die Bevölkerung auf, Schutz zu suchen.

«Die russischen Terroristen hören nicht auf», schrieb Klitschko am Montag bei Telegram. Klitschko forderte die Einwohner auf, nicht in die Stadt zu gehen und sich in Notunterkünfte zu begeben. «Nehmen Sie warme Kleidung, Wasser, einen Vorrat an Lebensmitteln und Ladegeräte für Telefone mit», appellierte er.

Klitschko
Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Boxprofi. - Markus Schreiber/AP/dpa

Die U-Bahn befördere derzeit keine Fahrgäste. In Kiew fungieren die Metrostationen als Schutzbunker. Die Notfalldienste der Stadt seien im Einsatz, betonte Klitschko.

In sozialen Netzwerken waren Rauchwolken zu sehen. Andere Augenzeugen berichteten von drei bis vier Einschlägen. Die genaue Zahl war unklar. Laut «Ria.ru» ist eine Rakete in der Nähe des Präsidentenbüros von Wolodymyr Selenskyj eingeschlagen.

Russland versuche, die Ukraine zu zerstören, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Ziel seien in mehreren Städten Menschen gewesen, die gerade unterwegs zur Arbeit gewesen seien. «Leider gibt es Tote und Verletzte», sagte Selenskyj. Behördenangaben zufolge sind es mindestens fünf Tote und zwölf Verletzte.

Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosionen auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke angedroht.

Kremlchef Wladimir Putin hatte am Sonntag von einem «Terroranschlag» auf die Brücke gesprochen und – wie Medien in Kiew – den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hatte der SBU eine Beteiligung aber nicht.

Moskau nimmt Kiewer Kommandostellen ins Visier

Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew. Die Machtzentrale in Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre. Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten.

«Eine der Raketen ist beim Gruschewski-Denkmal in der Wolodymyr-Strasse heruntergekommen. Die Rettungskräfte sind an der Arbeit», teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, mit. Die Wolodymyr-Strasse liegt direkt im Zentrum Kiews.

Russland
Wladimir Putin. - Keystone

Medwedew hatte am Sonntag gesagt: «Alle Berichte und Schlussfolgerungen sind gemacht. Russlands Antwort auf dieses Verbrechen kann nur die direkte Vernichtung der Terroristen sein.» Er äusserte sich in einem Interview der kremlnahen Journalistin Nadana Friedrichson. «Darauf warten die Bürger Russlands», meinte er vor einer geplanten Sitzung des Sicherheitsrats an diesem Montag, die Putin leiten wird.

Am Samstagmorgen hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet.

Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben drei Menschen.

Mehrere Grossstädte unter Beschuss

Nach schweren Explosionen in einer Reihe von Grossstädten herrscht in fast allen Landesteilen der Ukraine Luftalarm. «Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte», teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipro, Walentyn Resnitschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj und Schytomyr.

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Saporischschja und weitere Regionen innerhalb der Ukraine werden von Russland besetzt. - Keystone

Resnitschenko rief die Bewohner des Gebiets dazu auf, in den Bombenschutzkellern zu bleiben. Getroffen wurden Berichten zufolge nicht nur die Gebietshauptstadt Dnipro, sondern auch die Städte Nikopol und Marhanez, die dem Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber am anderen Ufer des Flusses Dnipro liegen. In der Grossstadt Saporischschja war nach den nächtlichen Raketenangriffen am Morgen ebenfalls Luftalarm.

Mehrere Tote in Donezk-Grossstadt Slawjansk

Vier Tote gab es Behördenangaben zufolge durch einen Raketenangriff in der ostukrainischen Grossstadt Slawjansk im Gebiet Donezk. Der Einschlag sei im Stadtzentrum erfolgt, teilte Bürgermeister Wadym Ljach mit. In der westukrainischen Grossstadt Lwiw seien schwere Explosionen zu hören, teilte der Bürgermeister Andrij Sadowyj mit. In mehreren Stadtteilen ist der Strom ausgefallen.

«Im Gebiet Chmelnyzkyj sind Explosionen zu hören. Die Flugabwehr ist im Einsatz», teilte auch der dortige Gouverneur, Serhij Hamalij, mit. Zu möglichen Opfern machte er keine Angaben. Medien berichten zudem von Explosionen in Schytomyr. Beide Regionen liegen westlich von Kiew.

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