Schweizer (50) beklaut: «Will jetzt gar kein Portemonnaie mehr»
Ein 50-jähriger Schweizer Tourist wird bestohlen und hat dann eine Erkenntnis: Sein Smartphone ersetzt fast alles. Das klassische Portemonnaie stirbt leise.

Das Wichtigste in Kürze
- Einem Schweizer Touristen wird in Mallorca das Portemonnaie geklaut.
- Kreditkarte, GA und Krankenkasse nutzt er digital – das Portemonnaie wird überflüssig.
- Besonders Jüngere zahlen fast nur noch mit dem Handy – wegen Komfort und Verfügbarkeit.
So hat sich Christian H.* seine Ferien nicht vorgestellt. Der 50-Jährige fliegt kürzlich nach Mallorca. Nach sechs Tagen Badeferien schliessen er und seine Partnerin die Reise in der Hauptstadt Palma ab. Im Anschluss an die Besichtigung der Kathedrale gehen die beiden nach dem Mittagessen in der Altstadt shoppen.
Doch mitten in den engen Gässchen der Schock: Plötzlich ist Christians Umhängetasche offen. «Der Reissverschluss wurde geöffnet, und als ich reinschaute, merkte ich, dass mein Portemonnaie fehlte.»
«Ich wurde bestohlen – und habe nichts gemerkt»
Der Berner muss sich eingestehen: «Ich wurde dreist bestohlen – und habe nichts gemerkt. Rein gar nichts. Es kam zu keiner Berührung und es wurde auf der Gasse auch nie eng. Da müssen aber richtige Profis am Werk sein. Ich dachte immer, mir könne sowas ganz sicher nicht passieren.»
Zu seinem noch grösseren Erstaunen stellt der Schweizer aber nach wenigen Stunden schon fest: Er vermisst sein Portemonnaie gar nicht. «Kreditkarte, Twint, Bankkarte, mein GA und das Krankenkassen-Kärtli habe ich alles auf meinem Handy», sagt er stolz.
Dies auch, weil ihn sein Sohn (16) kürzlich als «Boomer» bezeichnet habe. «Ich wollte ihm zeigen, dass ich durchaus digital unterwegs bin.»
Zwar wurde auch seine ID gestohlen, seinen Reisepass aber hatte er sicher verstaut. Die Heimreise in die Schweiz ist also kein Problem. Und Verlust von 40 Euro Bargeld kann er verkraften.
Christians Fazit: «Ich habe kein Portemonnaie mehr – und werde mir aber auch keins mehr kaufen. Wofür eigentlich?»
Gen Z treibt den Trend zur digitalen Geldbörse voran
Die Reaktion des Berners steht exemplarisch für einen stillen, aber spürbaren Wandel: Das klassische Portemonnaie verliert zunehmend an Bedeutung.
Bereits 2022 gaben bei einer PwC-Umfrage 22 Prozent der Schweizer an, regelmässig ohne physisches Portemonnaie aus dem Haus zu gehen. Weitere 28 Prozent taten dies zumindest gelegentlich.
Besonders jüngere Generationen treiben den Trend voran: Laut Visa Payment Monitor 2025 greifen 79 Prozent der Gen Z lieber zum Smartphone als zum Portemonnaie. Im Gesamtschnitt sind es 57 Prozent.
Forscher sieht Komfort als Haupttreiber für den Wandel
Auch Zahlungsmittelforscher Marcel Stadelmann beobachtet den schleichenden Abschied vom klassischen Portemonnaie. Den Hauptgrund sieht er im Komfort:
«Das Smartphone hat man ja sowieso immer dabei und mit der Digitalisierung wird dadurch das Portemonnaie immer überflüssiger. Praktisch alle wichtigen Karten ausser ID, Pass und Führerschein sind mittlerweile digital verfügbar.»
Insbesondere das klassische Portemonnaie mit Münzfach sieht Stadelmann vom Aussterben bedroht. Wer weiterhin physische Zahlungsmittel nutzen will, greife vermehrt zu «Kartenetuis, Geldklammern oder Handyhüllen mit Kartenfächern».
Risiken gibt es auch, wenn gar keine physischen Zahlungsinstrumente mehr mitgeführt werden. «Das häufigste und grösste Risiko ist ein leerer Akku», so Stadelmann.
Viel seltener, dafür umso gefürchteter sind System- oder Stromausfälle auf Händlerseite. Oftmals sei in solchen Fällen auch Bargeld nutzlos – «wenn etwa die elektrische Schiebetür zum Laden nicht mehr öffnet».
Dennoch bleibe eine physische Zahlkarte oder etwas Bargeld als Backup grundsätzlich sinnvoll – für alle Generationen.