Sascha Lobo sorgte in einer Talkshow, in der über Prostitution diskutiert wurde, für Empörung. Jetzt wurde er als «Sexist Man Alive 2022» bestimmt.
sascha lobo
Der Autor Sascha Lobo spricht am 08.05.2017 in Berlin auf der Internetkonferenz re:publica im labore:tory. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut dem Magazin «Emma» ist Sascha Lobo der «Sexist Man Alive 2022».
  • Der Hintergrund ist eine NDR-Sendung mit dem Thema Prostitution.
  • Während der Diskussion sprach Lobo sich gegen ein Verbot der Prostitution aus.

Alice Schwarzers «Emma»-Redaktion hat Sascha Lobo zum «Sexist Man Alive 2022» ausgerufen. Der Blogger und Journalist ist für das feministische Magazin der frauenfeindlichste Mann des Jahres.

Der Grund: Lobo habe in der NDR-Sendung «deep und deutlich» die Ausbeutung von Frauen durch Prostitution verharmlost. Er habe eine Betroffene aus seiner Berliner Blase heraus belehren wollen.

In der Talkshow berichtete Huschke Mau darüber, wie sie als junges Mädchen ohne Zuhause von einem Zuhälter dazu gebracht wurde. Dies, um als Prostituierte zu arbeiten. Ihre leidvollen Erfahrungen hat sie in dem Buch «Entmenschlicht – Warum wir Prostitution abschaffen müssen» verarbeitet.

Sascha Lobo äussert am Ende der Sendung Bedauern

Lobo sprach sich in der Sendung gegen ein Verbot von Prostitution aus. Dies, weil die Sexarbeit damit in die Illegalität abrutsche und für die Frauen alles noch schlimmer werde. Menschenhandel und Zwangsprostitution seien jetzt schon verboten, fänden aber weiterhin statt, argumentierte Lobo.

sascha lobo
Sascha Lobo ist von der «Emma» als «Sexist Man Alive 2022» ausgerufen worden. - Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Ausserdem wandte er sich dagegen, jeden Sex, bei dem Geld fliesst, als Vergewaltigung zu werten. Es entwickelte sich eine zunehmend heftige Diskussion.

An deren Ende verliess Mau die Sendung aus Protest gegen die Haltung der «privilegierten Menschen» im Studio. Lobo bedauerte das ausdrücklich. Das «deep und deutlich»-Team bat nach der Sendung um Entschuldigung.

Vorwürfe der «Emma»

«Emma» wirft Lobo vor: Er habe eine Frau, die Prostitution am eigenen Leib erfahren habe, aus seiner Berliner Blase heraus belehren wollen. «Lobo (...) raubt der einzig kundigen Frau der Runde damit jeden Raum», um zu reden. Dies über «das verheerende System Prostitution, an dem sie selbst fast zugrunde gegangen wäre».

Das US-Magazin «People» kürt jedes Jahr den «sexiest man alive», den Mann mit dem grössten Sex-Appeal. In Anspielung darauf bestimmt «Emma» den sexistischsten Mann des Jahres (sexist ohne zweites E). Vor Sascha Lobo ging der Negativ-Preis wegen der Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche an Papst Franziskus (2021). Und wegen Anzüglichkeiten in einer Rede an FDP-Chef Christian Lindner (2020) und wegen frauenfeindlicher Texte an den Rapper Kollegah (2019).

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Christian LindnerPapstVergewaltigungMenschenhandelKollegahProtestPapst