Der russische Forscher Denis Rebrikow will gentechnisch veränderte Babys erzeugen. Das Experiment ist ethisch hoch umstritten.
Menschlicher Embryo
Auf einem Bildschirm ist ein mit einem EmbryoScope aufgenommener fünf Tage alter Embryo abgebildet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem halben Jahr gab ein Forscher die Geburt von genmanipulierten Babys bekannt.
  • Die Empörung über den chinesischen Forscher war damals gross.
  • Nun möchte der russische Forscher Denis Rebrikow gentechnisch veränderte Babys erzeugen.

Es ist ein gutes halbes Jahr her, dass ein chinesischer Forscher die Geburt genmanipulierter Babys bekannt gab. Die Empörung war damals gross. Nun kündigt ein weiterer Wissenschaftler den Tabubruch an.

Der russische Forscher Denis Rebrikow will gentechnisch veränderte Babys erzeugen. Einem Bericht des Fachmagazins «Nature» zufolge möchte er HIV-infizierten Frauen Embryonen einsetzen, die er zuvor per Gentechnik vor einer Ansteckung mit dem Aids-Erreger geschützt haben will.

Er wäre nach dem chinesischen Wissenschaftler He Jiankui der zweite Mensch, der solch ethisch hochumstrittenen Experimente bekannt gibt. Rebrikow möchte die Versuche bestenfalls noch in diesem Jahr beginnen, will allerdings - anders als sein chinesischer Kollege - eine Genehmigung der Behörden abwarten.

Schutz vor HIV-Ansteckung

He Jiankui hatte im November vergangenen Jahres die Geburt von zwei genveränderten Babys bekannt gegeben, deren Erbgut er zuvor manipuliert habe. Auch er nannte den Schutz vor einer HIV-Ansteckung als Motivation für seine Versuche.

International lösten diese Experimente grosse Empörung aus. In Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern sind derartige Manipulationen an menschlichem Erbgut verboten, weil die Risiken bisher kaum abschätzbar sind und Veränderungen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.

He Jiankui
He Jiankui, chinesischer Biotechnologe, spricht während eines Interviews in einem Labor in Shenzhen in der südchinesischen Provinz Guangdong. - dpa

Rebrikow, der am Nationalen Medizinischen Forschungszentrum für Geburtshilfe, Gynäkologie und Perinatalmedizin «Kulakov» in Moskau arbeitet, will wie sein Vorgänger He Jiankui das Gen namens CCR5 funktionsunfähig machen.

Das von dem Gen gebildete Protein wird von den HI-Viren in den allermeisten Fällen als Eintrittspforte für eine Infektion der Zellen genutzt. Rebrikow möchte laut «Nature» die Behandlung Frauen anbieten, die auf eine HIV-Standard-Therapie nicht ansprechen und so ein höheres Risiko haben, die Infektion an ihre Kinder weiterzugeben.

Weniger Risiken mit Rebrikows Technik?

Rebrikow behauptet, seine etwas abgewandelte Technik biete grössere Vorteile, berge weniger Risiken als die von He Jiankui eingesetzte. Sie sei ethisch vertretbarer und für die Öffentlichkeit akzeptabler.

Die Russische Akademie der Wissenschaften habe hingegen ethische Bedenken, wie mehrere russische Medien meldeten. Rebrikow habe nach eigenen Angaben bereits mit einem HIV-Zentrum in Moskau eine Vereinbarung getroffen, um dort mit HIV-infizierte Frauen in Kontakt zu kommen, heisst es in dem «Nature»-Bericht.

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