Der Ausdruck «Remigration» wurde zu Deutschlands Unwort 2023 gekürt. Dabei bezieht man sich auf eine aktuelle Debatte von rechtsextremen Parteien.
Unwort des Jahres
«Remigration»: So lautet das Unwort des Jahres 2023. - dpa

Das «Unwort des Jahres» 2023 in Deutschland lautet «Remigration». Das gab die sprachkritische «Unwort»-Aktion am Montag in Marburg DE bekannt.

«Das Wort ist in der Identitären Bewegung, in rechten Parteien sowie weiteren rechten bis rechtsextremen Gruppierungen zu einem Euphemismus für die Forderung nach Zwangsausweisung bis hin zu Massendeportationen von Menschen mit Migrationsgeschichte geworden», begründete die Jury ihre Entscheidung.

Man kritisiere die Verwendung des Wortes, weil es im vergangenen Jahr als «rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck gebraucht wurde».

Auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen

Das Unwort wird in Deutschland seit 1991 gekürt. Die Entscheidung trifft eine unabhängige und ehrenamtlich arbeitende Jury auf Grundlage von aus der Bevölkerung eingesandten Vorschlägen. Die Menge der Vorschläge für ein einzelnes Wort spielt dabei aber keine Rolle. 2022 war die Wahl auf «Klimaterroristen» gefallen.

Die sprachkritische Aktion möchte nach eigenen Angaben auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Kritiker werfen ihr vor, als eine Art «Sprachpolizei» zu agieren oder politische Positionen in der öffentlichen Debatte moralisch zu diskreditieren.

Unwort trifft rechtsextreme Debatte

Mit ihrer «Unwort»-Auswahl griff die Jury diesmal eine hochaktuelle Debatte auf. Am vergangenen Mittwoch hatte das Medienhaus Correctiv Rechercheergebnisse zu einem Treffen in einer Potsdamer Villa veröffentlicht, an dem im November auch einzelne AfD-Funktionäre sowie einzelne Mitglieder der CDU und der erzkonservativen Werteunion teilgenommen hatten.

Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass er dort über «Remigration» gesprochen habe. Wenn Rechtsextremisten den Begriff Remigration verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine grosse Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.

Die Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin Constanze Spiess hatte bereits im Dezember berichtet, dass «Remigration» unter den Einsendungen für die «Unwort»-Kür war – also schon vor der nun aktuellen Debatte.

Als «Unwort des Jahres» kommen nach Angaben der Verantwortlichen Begriffe und Formulierungen in Frage, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstossen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind.

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