Der zweite Terrorprozess gegen die «Reichsbürger»-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuss begann am Dienstag in Frankfurt (D).
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Der Reisepass eines deutschen «Reichsbürgers». (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag begann der zweite Prozess rund um die «Reichsbürger».
  • Dabei handelt es sich um eine Gruppe rund um Heinrich XIII. Prinz Reuss.
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Am Dienstag begann in Frankfurt am Main der zweite Prozess gegen die sogenannte «Reichsbürger»-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuss. Der 72-Jährige gilt als mutmasslicher Anführer der Gruppe. Er steht gemeinsam mit acht weiteren Männern und Frauen vor dem Oberlandesgericht in Westdeutschland.

Die Bundesanwaltschaft beschuldigt die Angeklagten, Mitglieder einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein oder diese unterstützt zu haben. Unter den Beschuldigten befinden sich ehemalige Bundeswehrsoldaten sowie eine Ex-Bundestagsabgeordnete der rechtspopulistischen Partei AfD.

Das Verfahren ist das zweite von drei Mammutprozessen gegen die Gruppe von «Reichsbürgern»: Ende April hatte in Stuttgart der Prozess gegen mutmassliche Vertreter des militärischen Arms begonnen. In München stehen ab dem 18. Juni die übrigen mutmasslichen Mitglieder der Gruppe vor Gericht. Die mutmasslichen Verschwörer waren bei einer grossangelegten Anti-Terror-Razzia im Dezember 2022 aufgeflogen.

Wollten Abgeordnete des Bundestags festnehmen und System stürzen

Ab August 2021 plante und bereitete sich die Gruppe laut Anklage auf einen Umsturz an «Tag X» vor. Konkret hätte eine bewaffnete Gruppe in das Reichstagsgebäude in Berlin eindringen sollen.

Dies, um dort Abgeordnete des Bundestags festzunehmen und so den Systemumsturz herbeizuführen. Man habe bei den Plänen bewusst Tote in Kauf genommen. Für die Pläne standen laut Bundesanwaltschaft rund 500'000 Euro und ein massives Waffenarsenal zur Verfügung.

Die Anklage lautet teils auch auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens. Konkrete Vorbereitungen wie die Rekrutierung militärischen Personals hätten stattgefunden. Die Angeklagten habe eine tiefe Ablehnung der staatlichen Institutionen und der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verbunden, hiess es von der Bundesanwaltschaft: «Sie folgten einem Konglomerat aus Verschwörungsmythen.»

Reichsbürger behaupten, Deutsche Reich existiert weiter

In Frankfurt stehen die mutmasslichen Rädelsführer vor Gericht: Reuss sowie Rüdiger von Pescatore, der den militärischen Arm der Gruppe geleitet haben soll. Strukturen für eine eigene Staatsordnung sollen in Grundzügen ausgearbeitet gewesen sein, als Staatsoberhaupt hätte Reuss fungieren sollen.

Für das Ressort Justiz hätte die ehemalige Berliner Richterin und frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann zuständig sein sollen. Diese zählt ebenfalls zu den Frankfurter Angeklagten. Die sogenannten Reichsbürger in Deutschland behaupten, dass das Deutsche Reich (1871–1945) weiter existiert. Die Bundesrepublik und ihre Gesetze erkennen sie nicht an.

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