In Irland sollte in der Verfassung geändert werden, wie die Ehe und die Rolle der Frau im Haushalt regelt ist. Das Referendum ist gescheitert.
Der Wahlzettel in Irland
Der Wahlzettel in Irland - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Die irische Regierung scheiterte mit einem Referendum über die Verfassung.
  • Mit der Änderung sollte ein Verweis auf die Rolle der Frau im Haushalt gestrichen werden.
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Das von der Regierung befürwortete Vorhaben sei abgelehnt worden, sagte Regierungschef Leo Varadkar am Samstag in Dublin. Durch die zur Abstimmung stehenden Änderungen sollten in Irland künftig auch «dauerhafte Beziehungen» ausserhalb der Ehe als Familie gelten sowie ein veralteter Verweis auf die Rolle der «Frau im Haushalt» gestrichen werden.

«Ich denke, es ist zum jetzigen Zeitpunkt klar, dass die Änderungsanträge (...) abgelehnt wurden», sagte Varadkar vor Journalisten. Seine Regierung werde «das Ergebnis akzeptieren und voll und ganz respektieren». Das endgültige Ergebnis wird für den späten Samstagabend erwartet.

Regierung unterliegt

Seiner Regierung sei es offenbar nicht gelungen, die Menschen «von der Notwendigkeit des Referendums zu überzeugen, ganz zu schweigen von den Details der Formulierung», sagte Varadkar weiter. Dies werde in den kommenden Wochen und Monaten aufgearbeitet werden müssen.

Waren Sie schon mal in Irland?

Der Artikel 41 der irischen Verfassung, der am Freitag für fast 3,5 Millionen Wahlberechtigte zur Abstimmung stand, stammt aus dem Jahr 1937. Alle grossen politischen Parteien in Irland hatten die geplanten Änderungen befürwortet. Gegner der Vorschläge hatten dagegen argumentiert, das Konzept «dauerhafter Beziehungen» sei ungenau und verwirrend. Sie kritisierten zudem, dass Frauen und Mütter aus der Verfassung «gestrichen» würden.

Ultrakonservative Kritiker sahen in den Änderungen gar einen möglichen verfassungsrechtlichen Schutz von polygamen Ehen und eine Förderung von Einwanderung durch Familienzusammenführungen – Vorwürfe, welche die Regierung zurückwies.

Die Chefin der Oppositionspartei Sinn Fein, Mary Lou McDonald, führte die fehlende Zustimmung darauf zurück, dass die Regierung sich nicht mit der Opposition «oder anderen Interessengruppen» beraten habe. Sie bedauerte den «Alleingang» der Regierung, diese habe «ihre Antwort bekommen».

Sieg gegen das Establishment

Aus Sicht von Irlands Vize-Regierungschef Micheal Martin war die Abstimmung dennoch ein wichtiger Schritt. Trotz des Scheiterns der Verfassungsänderung sei «klar, dass die Notwendigkeit weiterer Massnahmen zur Unterstützung von Familien und zur Achtung der Gleichheitsgrundsätze nicht in Frage gestellt wurde», erklärte er in einem von der «Irish Times» zitierten Kommentar.

Der Chef der konservativen Aontu-Partei, Peadar Toibin, bezeichnete das Ergebnis des Referendums gegenüber der Nachrichtenagentur AFP als «bedeutenden Sieg» des Volkes über das politische Establishment.

Eine Verfassungsänderung ist in Irland nur per Volksabstimmung möglich. In dem katholisch geprägten Land war bei einem Referendum im Jahr 2018 mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit eine Legalisierung von Abtreibungen beschlossen worden. 2015 hatten die Iren für die Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gestimmt.

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