Russlands Präsident Putin zeigt sich gesprächsbereit im Fall des inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich.
Evan Gershkovich
Evan Gershkovich in einem Glaskäfig im Gerichtssaal des Moskauer Stadtgerichts. - Dmitry Serebryakov/AP/dpa

«Russlands Präsident Wladimir Putin gibt sich im Fall des in russischer Untersuchungshaft sitzenden US-Journalisten Evan Gershkovich gesprächsbereit. «Ich schliesse nicht aus, dass Herr Gershkovich in sein Heimatland zurückkehren wird», sagte Putin in einem zu Wochenbeginn aufgezeichneten Interview, das in der Nacht zum Freitag veröffentlicht wurde.

«Es macht keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu halten.» Die USA sollten darüber nachdenken, wie sie zu einer Lösung beitragen könnten, betonte der Kremlchef – und deutete die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs an.

«Wir sind gesprächsbereit.» Es gebe bereits jetzt einen ständigen Dialog zwischen den zuständigen Stellen in den USA und Russland. Weitere Äusserungen Putins liessen sich so interpretieren, dass eine Freipressung des im Dezember 2021 verurteilten Tiergarten-Mörders Vadim K. gemeint sein könnte, der in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Das «Wall Street Journal», für das Gershkovich vor seiner Festnahme in Russland recherchierte, reagierte mit einer Stellungnahme auf die Aussagen Putins.

Gespannte Reaktionen auf Putins Aussagen

In einem Interview des rechten US-Talkmasters Tucker Carlson hiess es: «Wir sind ermutigt, den Wunsch Russlands nach einem Deal zu sehen, der Evan nach Hause bringt». Man hoffe, dass der Reporter schnell zu seiner Familie und in die Redaktion zurückkehren könne. «Evan ist Journalist und Journalismus ist kein Verbrechen.»

Gershkovich war Ende März 2023 auf einer Reportagereise in Jekaterinburg am Ural festgenommen worden. Die russische Staatsanwaltschaft wirft ihm Spionage vor. Der US-Amerikaner mit russischen Wurzeln und die Zeitung weisen die Vorwürfe vehement zurück.

Auch die US-Regierung betonte, Gershkovich werde zu Unrecht festgehalten. Im Dezember teilte das Weisse Haus mit, Moskau habe ein Angebot Washingtons zur Freilassung des Journalisten abgelehnt.

Verlängerung der Untersuchungshaft

Ende Januar wurde seine Untersuchungshaft um weitere zwei Monate verlängert, womit er nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax vorläufig bis zum 30. März hinter Gittern bleibt. Tucker Carlson hatte das Gespräch mit Putin bereits am Dienstag in Moskau geführt und als grosses Medienereignis angekündigt. Das 127 Minuten lange Interview erschien zur besten Sendezeit in den USA auf Carlsons Webseite und der Plattform X, vormals Twitter.

Es ist das erste ausführliche Gespräch Putins mit einem US-Interviewer seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren. Auf Nachfrage mahnte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, dass nichts, was in dem Interview gesagt wurde, für bare Münze zu nehmen sei. «Erinnern Sie sich daran, Sie hören Wladimir Putin zu», sagte er in Washington.

Carlson war im vergangenen Jahr vom erzkonservativen US-Sender Fox News entlassen worden, ohne dass damals Gründe für den Rausschmiss genannt wurden. Der 54-Jährige hatte dort jahrelang eine quotenstarke Abendsendung moderiert.

Diese nutzte Carlson dazu, um Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zu verbreiten, die Demokratische Partei zu attackieren und gegen Minderheiten zu hetzen. Kurz danach startete er eine eigene Show auf X.

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