Prozess um Schleusernetz nach Bootsunglück mit sieben Toten
Nach dem tödlichen Untergang eines Flüchtlingsboots im Ärmelkanal startet in Paris der Prozess gegen neun mutmassliche Schleuser.

Nach dem Untergang eines Flüchtlingsboots im Ärmelkanal mit sieben Toten hat in Paris der Prozess gegen neun mutmassliche Schleuser begonnen, deren Netzwerk bis nach Deutschland reicht. Die Anklage legt den neun Männern aus Afghanistan, dem Irak und dem Sudan fahrlässige Tötung, Gefährdung und Beihilfe zur illegalen Einreise zur Last.
Das mit 65 Migranten überfüllte Boot war in der Nacht auf den 12. August 2023 nach einem Motorschaden auf der Fahrt von Calais Richtung Grossbritannien gesunken. Rettungskräfte bargen sechs Tote aus dem Wasser, ein weiterer Toter wurde später an einem Strand in den Niederlanden gefunden.
Ermittlungen mehrerer europäischer Länder brachten «ein organisiertes und strukturiertes System auf französischem und deutschem Gebiet ans Licht, das Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung die Möglichkeit bot, nach England zu gelangen», zitierte der Sender France Info aus der Anklageschrift.
Ein weitreichendes kriminelles Netzwerk
Das Netzwerk wurde demnach «von der irakisch-kurdischen Gemeinschaft geleitet». Ein erster Zweig der Organisation mit Sitz in Deutschland kümmerte sich um die Logistik. Eine «afghanische Zelle» war hingegen für die Rekrutierung von Kandidaten für die Überfahrt zuständig.
Für die Überfahrt nach Grossbritannien sollen die Schleuser pro Person zwischen 1300 und 1500 Euro kassiert haben. Seit Jahren überqueren Migranten den Ärmelkanal in kleinen Schlauchbooten, um Grossbritannien zu erreichen.
Bei der gefährlichen Überfahrt über den von vielen grossen Schiffen befahrenen Meeresarm kommen immer wieder Menschen ums Leben. Beim schlimmsten Schiffbruch in diesem Zusammenhang kamen vor vier Jahren 27 Migranten ums Leben.










