Proteste gegen Bulgariens Regierung: Blockaden angekündigt
Bulgariens Regierung hat zwar ein Misstrauensvotum überstanden, aber die Protestbewegung gibt nicht auf. Für Mittwoch ist eine Grosskundgebung angekündigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Protestler in Bulgarien fordern seit Wochen den Rücktritt der Regierung.
- Für den kommenden Mittwoch sind nationalen Protestkundgebung angesagt.
- Ex-Staatspräsident Rossen Plewneliew warnt im Staatsradio vor einer Marionettenregierung.
Die Protestler werfen dem seit März 2017 regierenden Kabinett unter anderem Korruption vor. Sie fordern seit dem 9. Juli in der Hauptstadt Sofia und in anderen grösseren Städten den Rücktritt der Regierung und des Generalstaatsanwalts sowie Neuwahlen.
Höhepunkt folgt am Mittwoch
«Der Höhepunkt der Eskalation wird an diesem Mittwoch mit einer nationalen Protestkundgebung in Sofia und Blockaden im ganzen Land sein». Dies kündigte einer der drei Initiatoren, Nikolaj Hadschigenow, im bulgarischen Staatsradio an. Die nächste reguläre Parlamentswahl wäre etwa im März 2021.
Die Vorsitzende der oppositionellen Sozialisten, Kornelia Ninowa, verlangte am Sonntag erneut den Rücktritt der Regierung: «Die Forderungen der Protestteilnehmer sollten einen politischen Abschluss finden», sagte sie. Ninowa verwies darauf, dass sich für den Herbst wegen der Corona-Krise wirtschaftliche und soziale Probleme abzeichneten.

Das Regierungslager lehnt einen Rücktritt ab, und Parlamentspräsidentin Zweta Karajantschewa warnte vor den Konsequenzen. Dann müsste Staatschef Rumen Radew, der den Russland-freundlichen Sozialisten nahesteht, ein Übergangskabinett einsetzen. Ausserdem müsste das Parlament aufgelöst werden. Als Folge könnten in der Corona-Krise keine wichtigen Beschlüsse mehr gefasst werden.
Ex-Staatspräsident warnt vor Marionettenregierung
Auch der frühere, proeuropäische Staatspräsident Rossen Plewneliew (2012 bis 2017) hält einen Rücktritt der Regierung für ein «schlechtes Szenario». Staatschef «Rumen Radew wird (dann) eine Marionettenregierung aufstellen», warnte er im Staatsradio in Sofia.
Plewneliew sagte, dass Präsident Radew gegen die Verfassung verstosse: «Er hat kein Recht, den Rücktritt des Regierungschefs und des Generalstaatsanwalts zu fordern. Dieses Recht haben jeweils das Parlament und der Oberste Richterrat.»