Pressefreiheit: Deutschland rutscht im Ranking aus den Top 10
Die Pressefreiheit in Deutschland ist rückläufig. Besonders Journalisten, die über den Nahen Osten und die AfD berichten, werden häufig angefeindet.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlicht jährlich die Rangliste der Pressefreit. Deutschland ist nun erstmals seit Jahren nicht mehr unter den Top Ten vertreten.
2024 belegt die Bundesrepublik laut «RND» nur noch den elften Platz. Ein deutlicher Rückschritt, der auf verschiedene Herausforderungen im journalistischen Alltag hinweist.
Zunehmende Gewalt gegen Medienschaffende
Ein zentrales Problem ist die gestiegene Zahl gewaltsamer Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten. Reporter ohne Grenzen dokumentierte für das Jahr 2024 insgesamt 89 Angriffe – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.

Besonders gefährlich war die Berichterstattung rund um Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt: Allein dort wurden 38 körperliche Übergriffe registriert, die meisten davon in Berlin.
Zwei Journalisten, die regelmässig über diese Proteste berichteten, waren besonders häufig Ziel von Angriffen. 40 Prozent der in ganz Deutschland registrierten körperlichen Angriffe richteten sich gegen die beiden.
Pressefreiheit unter Druck: Zwischen Meinungskorridor und digitaler Hetze
Neben körperlichen Angriffen beklagen viele Medienschaffende einen zunehmend eingeschränkten Meinungskorridor, vor allem bei der Berichterstattung über Israel und Palästina.

Journalisten berichten von aussergewöhnlichem Druck und Belastungen, wenn sie kritisch über die Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die palästinensische Bevölkerung berichten. Wer über jüdisches Leben in Deutschland schreibt, sieht sich zudem verstärkt Anfeindungen und Hass im Internet ausgesetzt.
Gleiches Bild bei Reportern, die sich mit rechtsextremen Milieus und Parteien wie der AfD beschäftigten: Bedrohungen, Beleidigungen und Angst vor körperlicher Gewalt seien verbreitet, so die «Zeit».
Gewerkschaften schlagen Alarm
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) sieht im Abrutschen Deutschlands ein Alarmsignal. «Wenn Berichterstattung zur Mutprobe wird, ist es um die Pressefreiheit schlecht bestellt», zitiert «RND» die dju-Bundesgeschäftsführerin Danica Bensmail.

Sie fordert von der künftigen Bundesregierung unter Friedrich Merz und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer einen besseren Schutz für Medienschaffende. Dieser müsse rechtlich, wirtschaftlich und durch ein klares Bekenntnis zur unabhängigen Berichterstattung erfolgen.
Internationale Entwicklung: Pressefreiheit weltweit unter Druck
Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit Platz 11 zwar noch relativ gut da, doch die weltweite Entwicklung ist besorgniserregend: Nur noch in sieben Ländern – allesamt in Europa – gilt die Lage der Pressefreiheit als «gut».
Die Spitze des Rankings führen Norwegen, Estland und die Niederlande an. In der Hälfte der 180 bewerteten Staaten ist die Situation hingegen «schwierig» oder «sehr ernst».
Besonders schlecht ist die Lage im Nahen Osten, Nordafrika und im Asien-Pazifik-Raum. Am gefährlichsten bleibt Mexiko, wo ausserhalb von Kriegsgebieten die meisten Journalisten ermordet werden.