Die Polizei hat am Mittwochmorgen damit begonnen, den von Klimaschützern besetzten Braunkohleort Lützerath im Nordwesten Deutschlands zu räumen.
Polizisten rücken in den von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath vor. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Polizisten rücken in den von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath vor. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - sda - Keystone/dpa/Rolf Vennenbernd
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Polizei hat am Mittwochmorgen mit der Räumung von Lützerath begonnen.
  • Es sei zu ersten Rangeleien mit Klimaschützern gekommen, berichten Journalisten.
  • Diese besetzen den verlassenen Ort, um gegen den Braunkohleabbau zu protestieren.

Es kam zu ersten Rangeleien, wie Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Auf Videos in den sozialen Medien ist auch der Einsatz von Molotow-Cocktails zu sehen.

«Die Räumung von #Lützerath hat begonnen. Der Bereich wird umzäunt. Personen im abgesperrten Bereich haben aktuell die Möglichkeit, den Ort ohne weitere polizeiliche Massnahmen zu verlassen», schrieben die Einsatzkräfte zur Lage in dem von Einwohnern längst verlassenen Ort im Land Nordrhein-Westfalen auf Twitter.

Aktivisten flüchten in die Höhe

Zuvor waren bereits Sirenen und Alarmglocken zu hören gewesen. Einige Aktivisten kletterten auf hohe Monopods und Tripods – das sind zusammengebundene Stämme mit Plattformen. Sie wurden in den vergangenen Tagen errichtet, um es der Polizei möglichst schwer zu machen, an die Aktivisten heranzukommen.

Vor der Räumung
Aktivisten und Polizisten stehen sich am Rande des besetzten Braunkohleorts Lützerath direkt gegenüber. Oliver Berg/dpa - dpa

«Sie können den Bereich hier jetzt verlassen, ohne dass es weitere Konsequenzen für Sie hat», hiess es in einer Lautsprecher-Durchsage der Polizei.

RWE pocht auf Braunkohle-Deal

Deutschland verfügt über gewaltige Braunkohlereserven, will die Verstromung aber des Klimaschutzes wegen bis spätestens 2038 beenden. In Nordrhein-Westfalen stimmte der Energiekonzern RWE zu, den Ausstieg auf 2030 vorzuziehen. Teil des Deals ist, dass Lützerath noch abgebaggert werden darf. Auch die Grünen in der nordrhein-westfälischen Landesregierung haben dem zugestimmt.

Lützerath
Einsatzkräfte im Braunkohletagebau Garzweiler II. Die Räumung des von Klimaaktivisten besetzten Ortes Lützerath am Braunkohletagebau hat begonnen. Rolf Vennenbernd/dpa - dpa

RWE kündigte an, dass als erstes ein eineinhalb Kilometer langer Zaun um den Ort gebaut werde. «Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Strassen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt», schrieb der Konzern. «Das Unternehmen bedauert, dass der anstehende Rückbau nur unter grossem Polizeischutz stattfinden kann und dass Gegner des Tagebaus zu widerrechtlichen Störaktionen und auch Straftaten aufrufen.»

Lieber Braunkohle als Putins Gas

Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte RWE. Die Aktivisten bestreiten das. Die bevorstehende Räumung des Protestdorfs ist nach Einschätzung des Aachener Polizeipräsidenten Dirk Weinspach einer der herausforderndsten Einsätze der letzten Jahre. Die Polizei erhält dafür Unterstützung aus dem ganzen Bundesgebiet. Aktivisten haben etwa 25 Baumhäuser errichtet, einige davon in grosser Höhe.

Lützerath ist ein Ortsteil der 43 000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden.

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