Polizei beendet rassistische Krawalle im Südosten Spaniens
Nach mehreren Nächten mit Ausschreitungen gegen Migranten hat die spanische Polizei im südostspanischen Torre-Pacheco die Lage weitgehend stabilisiert.

Nach mehreren Krawallnächten mit Ausschreitungen gegen Migranten hat die spanische Polizei in Torre-Pacheco im Südosten des Landes weitgehend die Ruhe wiederhergestellt.
Eine Kundgebung rechtsextremistischer Gruppierungen sei von den Beamten am späten Dienstagabend massiv eingeschränkt worden, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE. Nur rund hundert Menschen hätten daran teilgenommen, hiess es. «Es gab mehr Journalisten als Demonstranten», bilanzierte die Zeitung «El Mundo».
Das sonst beschauliche Torre-Pacheco war seit Freitagabend Schauplatz heftiger Zusammenstösse gewesen. Es waren vor allem jüngere Männer, die sich in der 40.000-Einwohner-Gemeinde unweit der Mittelmeerküste der Region Murcia versammelten, um nach Aufrufen in den sozialen Netzwerken «Jagd auf Migranten» zu machen. Bürgermeister Pedro Ángel Roca sagte vor Journalisten, viele der Protestler seien von ausserhalb angereist.
Einige waren mit Baseballschlägern und Schlagstöcken bewaffnet. Sie attackierten Einwanderer aus dem Maghreb, setzten Müllcontainer in Brand, feuerten Pyrotechnik ab und bewarfen Polizisten mit Flaschen, Steinen und Molotowcocktails. Es gab zahlreiche Verletzte und 13 Festnahmen.
Angriff auf Rentner war der Ausgangspunkt der Ereignisse
Auslöser der Unruhen war eine Attacke auf einen 68-Jährigen, die am vorigen Mittwoch von Menschen mit Migrationshintergrund verübt worden sein soll. Die drei mutmasslichen Täter seien festgenommen worden, teilte die Regierung mit.
Für Dienstag hatten dann verschiedene einschlägige Gruppen, darunter eine namens «Deport Them Now» (Deportiert sie jetzt), europaweit zu einer grossen Kundgebung in Torre-Pacheco aufgerufen. Doch die Polizei verhinderte laut RTVE die Einreise verschiedener mutmasslicher Rechtsextremisten und wies auch einige Protestler unter anderem aus Italien und Rumänien aus der Kleinstadt aus. Auch durch verstärkte Präsenz konnte sie die Aktion ausbremsen und neue Ausschreitungen verhindern.
Regierung und Rechtspopulisten werfen sich gegenseitig Schuld zu
Die Zentralregierung in Madrid macht die rechtspopulistische Partei Vox für die Krawalle verantwortlich. «Diese Ereignisse sind eine Folge des rechtsextremen Diskurses», sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska. Vox-Chef Santiago Abascal warf derweil der Regierung vor, «hinter den Vergewaltigungen spanischer Frauen, den Messerangriffen auf Spanier und der Gewalt auf den Strassen» zu stehen. Er forderte «Massenabschiebungen von Illegalen» sowie die Ausweisung von legalen Migranten, die Straftaten begehen.
Rund 30 Prozent der Einwohner von Torre-Pacheco sind Migranten. Sie arbeiten überwiegend in der Landwirtschaft. «Viele dieser Menschen leben seit über 20 Jahren hier, ihre Kinder sind in hier geboren», sagte Bürgermeister Roca.