Paris: Eine Stadt versinkt laut ihrer Bürgern im Müll
Laut den Parisern versinkt ihre geliebte Stadt im Müll. Tausende wütende Bürger haben entsprechende Fotos auf Twitter gepostet.

Das Wichtigste in Kürze
- Auf Twitter tauchen Tausende Bilder von Müllhaufen auf, die die Strassen von Paris säumen.
- Die Pariser geben der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo Schuld.
- Ihr wird grobe Misswirtschaft vorgeworfen.
Diese Twitter-Kampagne stinkt wahrlich zum Himmel...
Wütende Pariser haben sich in den sozialen Medien an ihre Bürgermeisterin Anne Hidalgo gewandt und werfen ihr grobe Misswirtschaft vor. «Paris sieht wie eine Müllhalde aus», so der Tenor.

Tausende von Bildern aus der historischen Stadt sind in den letzten Tagen gepostet worden. Darauf zu sehen ist jede Menge Müll, der die Strassen säumt. Veröffentlicht wurden die Bilder unter dem Hashtag «SaccageParis» – was «MüllParis» bedeutet.

Ein Twitter-Nutzer veröffentlichte etwa ein Bild von einer Matratze, Dutzenden von Pappkartons und Plastiktüten, die über eine Strasse verstreut waren. Dazu schrieb er: «Eine Stadt, die sich aufgrund der Entscheidungen der Rathäuser in eine Müllkippe verwandelt. Aber auch, weil viele Menschen grosse Schweine sind, denen der Zustand ihrer Strasse egal ist.»

Der Hashtag wurde am Wochenende von einem anonymen Twitter-Account lanciert. Die Person zeigte sich von den Leistungen der Bürgermeisterin enttäuscht. «Als ich Saccage Paris begonnen habe, hätte ich nicht gedacht, dass es so gross werden könnte. Aber es ist auch nicht überraschend. Die aktuelle Katastrophe konnte nicht ohne eine massive Reaktion verbleiben», twitterte die Person.
Bürgermeistern wird scharf angegangen
Anne Hidalgo ist seit 1994 Mitglied der sozialistischen Partei. Im Jahr 2014 wurde sie als erste Bürgermeisterin von Paris gewählt und sicherte sich im letzten Jahr eine zweite Amtszeit.
Sie versprach nach der letztjährigen Wahl ihr ehrgeiziges Programm zur Verringerung der Umweltverschmutzung, zur Förderung des Radfahrens und zur Erweiterung der Grünflächen fortzusetzen. Zudem will Hidalgo mehr Platz für Fussgänger schaffen.

Doch nun wird die Hidalgo scharf kritisiert: Die Einwohner der Stadt werfen ihr vor, Paris im Stich zu lassen und haben es satt, in einer «nicht gepflegten Müllhalde» zu leben.
Gefundenes Fressen für ihre politischen Gegner: Die rechtsextreme Marine le Pen äusserte sich ebenfalls auf Twitter und schrieb: «Die Tausenden von Bildern brechen die Herzen der Pariser Liebhaber.»
Les milliers d’images partagées avec le hashtag #SaccageParis brisent le cœur des amoureux de Paris. Bravo aux Parisiens révoltés ! La dégradation de notre si belle capitale par l’équipe Hidalgo est une souffrance nationale qui ne doit laisser aucun Français indifférent. MLP
— Marine Le Pen (@MLP_officiel) April 3, 2021
Sie fügte zudem hinzu: «Bravo an die empörten Pariser. Die Verschlechterung unserer schönen Hauptstadt durch das Hidalgo-Team ist ein nationales Leid, das keinem Franzosen gleichgültig sein sollte.»
Paris spricht von «Kampagne der Verunglimpfung»
Nachdem auf Twitter zahlreiche Bilder aufgetaucht waren, reagierte die Stadt Paris und sprach von einer «Kampagne der Verunglimpfung». Beamte sagten, die Anzahl der Reinigungskräfte sei aufgrund des Coronavirus um 10 Prozent verkleinert worden, was zu «Verzögerungen bei der Verarbeitung führen kann.»
Mesdames et messieurs, sous vous applaudissements, les abords du Palais de l'@Elysee ! Merci Anne #Hidalgo et @egregoire de bousiller l'image de la France auprès des visiteurs étrangers. M. @EmmanuelMacron vous pouvez glisser un mot à la maire sur le sujet ? #JeVeuxParisPropre pic.twitter.com/0AcFWVmkc1
— PanamePropre (@PanamePropre) March 7, 2021
Sie fügten hinzu: «Wie alle Städte in Frankreich ist Paris mit einem Mangel an guten Manieren und Problemen bei der Regulierung des öffentlichen Raums konfrontiert.»
Die Reaktion der Stadt auf die grosse Twitter-Kampagne kam bei den wütenden Bürgern gar nicht gut an. Die französische Journalistin Emmanuelle Ducros antwortete in einigen Tweets und sprach damit vielen aus der Seele.

«Ihr nennt es eine ‹Kampagne der Verunglimpfung›, dabei sind es einfach wütende Einwohner, die die Nase voll haben. Sie fühlen sich als würden sie in einer ungesunden, gebastelten, degradierten, nicht gepflegten Müllhalde von Menschen leben.»

Und weiter: «Wir fordern nicht, das Rad neu zu erfinden, wir bitten Euch um ein sauberes, gepflegtes Lebensumfeld. Den Einheimischen der Stadt die Schuld zu geben, ist wirklich das Letzte.»
«Untergrund-Restaurants» sorgen in Paris für Furore
In Paris sorgt derzeit nicht nur der Müll auf den Strassen für Furore – auch sogenannte «Untergrund-Restaurants», die sich in schicken Vierteln während des Lockdowns gebildet hatten, beherrschen derzeit die Schlagzeilen der französischen Zeitungen.
Der private Fernsehsender M6 strahlte am Abend des Karfreitags eine Reportage aus, bei der mit einer versteckten Kamera gefilmt wurde. In dem Restaurant trugen weder die Bedienungen noch die Gäste Masken und auch die Abstandsregeln wurden nicht eingehalten.
#RestaurantsClandestins : Alors que le confinement commence et que 5.341 patients sont en réanimation, la polémique gronde après la diffusion d'un reportage exclusif dans le 📺#19h45 de vendredi soir sur des soirées clandestines de luxe qui se tiennent à Paris. pic.twitter.com/OnF6DabVn9
— M6 Info (@m6info) April 4, 2021
Auch Bilder von einer Abendveranstaltung mit Eintritt mit Dutzenden Teilnehmern, von denen sich manche mit Küsschen begrüssten, wurden gezeigt. Staatsanwalt Rémy Heitz hatte am Sonntag erklärt, die Polizei solle prüfen, «ob Abende unter Missachtung der Gesundheitsregeln organisiert» worden seien.