«Out of Order»: Britischer Parlamentspräsident Bercow nimmt Abschied
Er erlangte durch seine markanten «Order»-Rufe internationale Bekanntheit. Nun verabschiedete sich John Bercow heute vom britischen Unterhaus.

Das Wichtigste in Kürze
- John Bercow, verlässt das britische Unterhaus.
- Er erlangte durch seine «Order»-Rufe internationale Bekanntheit.
- Bercow hatte das Amt des Speakers seit 2010 inne.
Der Präsident des britischen Unterhauses, John Bercow, hat am Donnerstag seinen Abschied genommen. Teilweise mit Tränen in den Augen nahm der 56-jährige Politiker, der mit seinen markanten «Order»-Rufen internationale Bekanntheit erlangt hatte, Würdigungen aus verschiedenen Parteien entgegen.
Es gab jedoch auch kritische Stimmen. «Es kann nicht verleugnet werden, dass es eine Debatte über Ihre Zeit im Amt geben wird.» Das sagte der Vorsitzende des Unterhauses, Jacob Rees-Mogg, in einer Ansprache. Bercow hatte das Amt des «Speaker of the House of Commons» seit 2010 inne.

Bercow galt im Streit um den geplanten EU-Austritt des Landes in den Augen von Brexit-Hardlinern wie Rees-Mogg als parteiisch. Mehrmals setzte er sich über Konventionen hinweg. Damit konnten sich die Abgeordneten in der Auseinandersetzung mit der Regierung durchsetzen. Bercow rechtfertigte das mit einem immer stärker autoritären Regierungsstil.
Bestätigt wurde er beispielsweise von Alterspräsident Ken Clarke. «Während Ihres Jahrzehnts gab es wirklich nie da gewesene Versuche, die Macht der vollziehenden Gewalt auf Kosten des Parlaments zu erhöhen. Und Sie waren grossartig darin, die Pflicht der Regierung aufrechtzuerhalten, diesem Haus Rechenschaft abzulegen.« So hatte Clarke bereits am Mittwoch gelobt.
Nachfolger soll am Montag gewählt werden
Ein Nachfolger für Bercow soll bereits an diesem Montag gewählt werden. Als Favorit gilt der Vize-Sprecher Lindsay Hoyle. Doch auch der Labour-Abgeordneten Harriet Harman werden Chancen eingeräumt. Sie ist die dienstälteste Parlamentarierin im Unterhaus und wird deshalb auch als «Mother of the House» bezeichnet.

Weitere Bewerber sind die Konservative Eleanor Laing und der Labour-Politiker Chris Bryant. Bereits in der kommenden Woche soll das Parlament dann aufgelöst werden für die anstehende Neuwahl am 12. Dezember.