Nach dem beispiellosen Austausch von Gefangenen zwischen Russland und westlichen Staaten äussern sich die freigelassenen Kremlgegner.
Die bei dem Gefangenenaustausch freigelassenen Russen betonten, kein Gnadengesuch an Kremlchef Wladimir Putin unterschrieben zu haben.
Die bei dem Gefangenenaustausch freigelassenen Russen betonten, kein Gnadengesuch an Kremlchef Wladimir Putin unterschrieben zu haben. (Archivbild) - Christoph Reichwein/dpa

Nach dem grossen Gefangenenaustausch haben aus russischer Haft befreite Oppositionelle der Bundesregierung öffentlich gedankt. In Demokratien seien Entscheidungen nicht einfach, für die Bundesregierung sei das auch nicht einfach gewesen, aber das menschliche Leben habe für zivilisierte Gesellschaften den höchsten Wert, sagte der prominente Kremlgegner Wladimir Kara-Mursa vor Journalisten in Bonn. «Einfache Entscheidungen gibt es nur in Diktaturen.»

Der Oppositionelle Ilja Jaschin sagte, dass er Kanzler Olaf Scholz persönlich gedankt habe für die schwierige Entscheidung, den verurteilten Mörder Wadim Krassikow zu übergeben, um Gegner von Kremlchef Wladimir Putin freizubekommen. Zugleich betonte er, dass er gegen seinen Willen ausgetauscht worden sei. Seine Forderung, ihn in seiner Heimat zu lassen, habe der Strafvollzug ignoriert. «Das ist ein Verstoss gegen das Gesetz.» Es gebe andere schwer kranke Menschen, die hätten ausgetauscht werden sollen.

Auch Kara-Mursa weigerte sich

Auch Kara-Mursa erzählte davon, wie er sich geweigert hatte, ein Gnadengesuch an Putin zu richten, und wurde dann abgeführt. «Ich dachte, ich werde erschossen.» Laut Gesetz hätte er eigentlich gar nicht begnadigt werden dürfen.

Er habe nicht einmal einen Reisepass gehabt und war sicher, dass er in Putins Gefängnis sterben würde. Jaschin widersprach der Ansicht, dass Putin durch den Austausch ermuntert werde, neue Geiseln zu nehmen, um noch mehr im Westen inhaftierte Russen freizupressen.

Freigelassene Russen fordern weiteren Gefangenenaustausch

Putin sei ein Diktator und quäle die Menschen unabhängig von diesem Gefangenaustausch weiter. «Mein Ziel ist es, nach Russland zurückzukehren», sagte Jaschin.

Kara-Mursa dankte auch den USA und Grossbritannien für die Hilfe bei der Befreiung von Putins Gefangenen. Sein erstes Telefonat nach der Freilassung sei mit US-Präsident Joe Biden gewesen.

Die Anstrengungen müssten fortgesetzt werden: Hunderte Menschen seien noch aufgrund ihrer politischen Ansichten im Gefängnis in Russland, sagte Kara-Mursa.

Nicht alle stehen hinter Putin

Der Oppositionelle Andrej Piwowarow bat ebenfalls darum, für jene zu kämpfen, die noch im Straflager sind in Russland. Piwowarow und Kara-Mursa betonten, dass nicht alle Russen hinter Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine stünden.

Viele hätten aber Angst, wegen ihrer Kritik hinter Gittern zu landen. Die Oppositionellen betonten, ihr Ziel sei es, für ein freies und zivilisiertes Russland zu kämpfen, um dorthin eines Tages zurückzukehren.

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