Neun Meitli in Badi belästigt – alle Täter aus einer Familie
Nach Übergriffen in einer Badi in Hessen wird dem Badepersonal vorgeworfen, zu spät eingegriffen zu haben. Und dem Bürgermeister, den Vorfall zu relativieren.

Das Wichtigste in Kürze
- Neun Mädchen berichten von sexuellen Übergriffen in einem Freibad in Hessen.
- Vier Syrer aus einer Familie wurden vorläufig festgenommen.
- Das Badepersonal und der Bürgermeister sehen sich scharfer Kritik ausgesetzt.
Im Freibad von Gelnhausen in Hessen soll es am Sonntag vor einer Woche zu mehreren Fällen sexueller Belästigung gekommen sein. Dies berichten verschiedene deutsche Medien.
Neun Mädchen (11 bis 17 Jahre) gaben an, von vier Männern im Wasser an verschiedenen Körperstellen berührt worden zu sein. Ihre Aufforderungen, dies zu unterlassen, seien ignoriert worden.
Die Polizei hat vier Männer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren vorläufig festgenommen. Laut einer Polizeisprecherin handelt es sich um syrische Staatsangehörige.
Wie Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) gegenüber der Zeitung «Bild» erklärt, stammen die vier Männer aus derselben Familie.
Badepersonal griff nicht sofort ein
Gegen die Beschuldigten wurden Strafanzeigen erstattet und Hausverbote ausgesprochen. Die Ermittlungen dauern an; es wird geprüft, ob es weitere Betroffene gibt.
Als sich zunächst fünf Mädchen beim Badepersonal meldeten, wurde offenbar nicht sofort eingegriffen. Sie seien mit dem Hinweis, «sie sollen sich bitte bemerkbar machen, wenn was ist», zurück ins Wasser geschickt worden.
Dies erklärte Badeleiter Nils Tischer gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Erst als weitere Mädchen über ähnliche Vorfälle berichteten, wurde die Polizei informiert.
Die Mutter eines der mutmasslichen Opfer warf dem Badepersonal folglich vor, zu spät eingegriffen zu haben. Auch das Verhalten der übrigen Badegäste wurde kritisiert – niemand sei eingeschritten.
Bürgermeister verharmlost Vorfall
Für Kritik sorgte auch die Aussage von Bürgermeister Litzinger (CDU). In einem Interview mit der «Welt» verstieg er sich zu der Einschätzung: «Immer bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank.»
Weiter versicherte er: «Unser Personal ist entsprechend geschult, wir werden weiter sensibilisieren.»
Kolja Sass, Fraktionsvorsitzender der FDP in Gelnhausen, spricht gegenüber «Focus» von einer «Verhöhnung der Betroffenen der sexuellen Übergriffe».
Sie wirft dem Bürgermeister zudem vor, frühere Hinweise auf Sicherheitsprobleme im Bad nicht ernst genommen zu haben. Bereits in der Vergangenheit habe es wiederholt Beschwerden über übergriffiges Verhalten gegeben.
Sass forderte nun politische Konsequenzen.