Infolge des Klimawandels schrumpft die Eis- und Schneedecke in Österreich massiv.
Die Abrisskante des Gletschers und der Zielbereich der Alpinen Ski-Weltcupstrecke am Rettenbachferner.
Die Abrisskante des Gletschers am Rettenbachferner, Österreich. (Archivbild) - Barbara Gindl/APA/dpa

Der Klimawandel führt zu massivem Rückgang der Kryosphäre in Österreich. Unter diesem Begriff werden Gletscher, Schneebedeckung, Permafrost und Eisbedeckung von Seen zusammengefasst. Wie aus dem ersten, kürzlich veröffentlichten Kryosphären-Monitoring-Bericht («KryoMon.AT») hervorgeht, war 2021/22 von einer besonders geringen Schneedecke, einem extremen Gletscherrückgang, auftauenden Permafrostböden und einer geringen Dauer der Eisbedeckung von Seen geprägt.

Die Kryosphäre habe grosse Bedeutung für Österreich, ihre Komponenten seien «Grundlage für den Tourismus, Ursache von Naturgefahren wie Lawinen oder Einflussgrösse auf Ökologie und Landwirtschaft», heisst es in dem von der Universität Graz veröffentlichten Bericht. Dieser stellt auf Basis der Arbeit von einer Vielzahl von Forschergruppen in Österreich und Deutschland erstmals in einer Zusammenschau die klimabedingten Veränderungen der Kryosphäre in Österreich vor.

Ausmass des Temperaturanstiegs

Die aus den Messungen belegten markanten Veränderungen der Kryosphäre würden die enorme Temperaturzunahme in den Alpen seit etwa 1980 widerspiegeln. So verweist der Bericht auf die Durchschnittstemperatur von 8,1 Grad Celsius im Jahr 2022 in Österreich, das damit das zweitwärmste Jahr in der bis 1767 zurückreichenden Messgeschichte gewesen sei.

Seit Jahrzehnten gut dokumentiert ist die Entwicklung der österreichischen Gletscher. Wie sehr ihnen der Klimawandel zusetzt, zeigt sich einmal mehr in dem aktuellen Bericht: Die Massenbilanz weise für 2021/22 «für alle österreichischen Gletscher den negativsten jemals gemessenen Wert auf», heisst es in dem Bericht. Im Durchschnitt haben die Gletscher im Beobachtungszeitraum rund 29 Meter an Länge verloren.

Gefahr für den Wintersport

Dabei zeichnet sich auch 2023 keine Trendwende ab: «Heuer waren die Alpen von Mitte bis Ende Oktober schneefrei bis in die Gipfel und wir hatten auf den Gletschern nur Blankeis. Das gab es seit Beginn der Messaufzeichnungen noch nie», erklärte Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf der Homepage der ÖAW, die eine der zahlreichen an dem Bericht beteiligten Institutionen war.

Dabei seien Oktober und November am wichtigsten für die Entstehung einer Schneedecke auf den Gletschern, die das Eis im Sommer so lange wie möglich vor der Schmelze schütze, so Fischer. «Wenn zu dieser Zeit selbst in grösseren Höhen der Altweibersommer herrscht, können selbst massive Schneefälle von Dezember bis Februar das in der Massenbilanz nicht wettmachen.»

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