Der Kremlgegner Alexej Nawalny bleibt verschwunden und verpasst erneut eine Gerichtsverhandlung.
Demonstranten fordern vor dem Haus des russischen Botschafters Sergej Netschajew in Berlin Freiheit für den Kremlkritiker Alexej Nawalny. Foto: Paul Zinken/dpa
Demonstranten fordern vor dem Haus des russischen Botschafters Sergej Netschajew in Berlin Freiheit für den Kremlkritiker Alexej Nawalny. Foto: Paul Zinken/dpa - sda - Keystone/dpa/Paul Zinken

Der seit fast zwei Wochen in Haft verschwundene Kremlgegner Alexej Nawalny ist am Montag erneut nicht zu einer Gerichtsverhandlung erschienen. Der Richter im Gebiet Wladimir habe deshalb das Verfahren bis zur Klärung des Aufenthaltsortes des Politikers eingestellt, teilte Nawalnys Team mit.

Die Juristen des Oppositionellen kritisierten, dass das Gericht damit gegen russische Gesetze verstosse. «Der Richter hat sich einfach der Pflicht der Rechtsprechung entledigt, anstatt das Erscheinen des Klägers sicherzustellen», teilten Nawalnys Juristen mit.

Der unter anderem wegen angeblichen Extremismus zu 19 Jahren Haft verurteilte Nawalny führt immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Seit Anfang Dezember fehlt von dem schärfsten Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin jede Spur.

Nawalnys gesundheitlicher Zustand gibt Anlass zur Sorge

«Alexej hätte heute sieben Gerichtsverhandlungen haben sollen», sagte seine Sprecherin Kira Jarmysch am Montag. Die Sorge um den 47-Jährigen sei gross, weil er gesundheitlich angeschlagen ist.

Mitarbeiter des Strafvollzugs hätten vor Gericht einmal mehr lediglich mitgeteilt, dass Nawalny nicht mehr im Straflager IK-6 rund 260 Kilometer östlich von Moskau im Gebiet Wladimir sei. Es gebe aber weiter keine Information zu seinem Aufenthaltsort.

Nawalnys Juristen warfen dem Strafvollzug auch Lügen vor, weil die Angestellten zuletzt erklärt hatten, der Politiker werde aus technischen Gründen nicht zu den Verhandlungen vor Gericht per Video zugeschaltet.

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Auf die Frage des Richters, warum Nawalny aus dem Lager verlegt wurde, hätten die Vertreter des Strafvollzugs geantwortet: «Zur Verbüssung seiner Strafe.» «Am Wochenende haben die Juristen Anfragen in mehr als 200 Untersuchungsgefängnissen gestellt. Wir warten auf Antworten», sagte Nawalnys Mitarbeiter Leonid Wolkow.

Die Kremlgegner um Nawalny hatten Anfang Dezember auch die Kampagne «Russland ohne Putin» begonnen, mit der sie Wähler vor der Präsidentenwahl am 17. März dazu aufrufen, durch die Stimmabgabe für andere Kandidaten ihren Protest zu äussern. Putin tritt zum fünften Mal bei der Abstimmung an, mögliche Mitbewerber gelten als chancenlos.

Nawalny, der 2020 auch einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt hatte, ist seit fast drei Jahren in Haft. Er wurde international als politischer Gefangener anerkannt.

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