Dass Nawalny mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet wurde, ist unumstritten. Dem Kreml-Kritiker geht es nun deutlich besser.
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Alexej Nawalny lag nach einer Vergiftung wochenlang im Koma. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kreml-Kritiker Nawalny benötigt nun keine Beatmung mehr und kann selbstständig gehen.
  • Dass Nawalny vergiftet wurde, haben nun drei unabhängige Labors bestätigt.
  • Obwohl Russland über eigene Mittel verfügt, wurden keine Untersuchungen eingeleitet.

Dem russischen Oppositionellen Nawalny geht es deutlich besser. Dass es sich bei ihm um eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok handelt, haben inzwischen drei Labore unabhängig voneinander bestätigt. Deutschland fordert Russland zum Handeln auf.

Zwei weitere Speziallabore in Frankreich und Schweden haben einen Nervengift-Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache festgestellt. Dies teilte die Bundesregierung mit.

Nawalny muss nicht mehr beatmet werden

Unterdessen hat sich der Gesundheitszustand des Kremlkritikers laut Berliner Klinikum Charité weiter verbessert. Er muss nicht mehr beatmet werden und kann sein Krankenbett zeitweise verlassen, teilte die Charité am Montag in Berlin mit. 

Laut Bundesregierung hat Deutschland die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) eingeschaltet. Deren Experten haben demnach ebenfalls Proben von Nawalny entnommen, die nun durch Referenzlabore untersucht werden sollen.

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Sitz der OPCW in Den Haag - AFP

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte zu den neuen Befunden: «Wir erneuern die Aufforderung, dass sich Russland zu den Geschehnissen erklärt.» Die deutsche Regierung stehe mit ihren europäischen Partnern «in engem Austausch zu weiteren Schritten».

Zweifelsfrei vergiftet worden

Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Russland zusammengebrochen und in eine Klinik in Sibirien gebracht worden. Später wurde er auf Drängen seiner Familie in die Charité verlegt.

Die Bundesregierung teilte nach Untersuchungen in einem Spezial-Labor der Bundeswehr ihre Meinung mit. Sie sehe es als zweifelsfrei erwiesen an, dass Nawalny mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden sei.

Nawalny
Alexej Nawalny (Archiv) wird noch immer in der Berliner Charité behandelt. Inzwischen ist er aus dem Koma erwacht. - dpa

International ist der Druck auf Moskau gross, in dem Fall selbst zu ermitteln. Nach Ansicht der Bundesregierung hat Russland ausreichend Informationen für eigene Untersuchungen. «Russland verfügt über alles Notwendige, um Ermittlungen durchzuführen», sagte Regierungssprecher Seibert in der vergangenen Woche.

Unabhängige Ergebnisse aus Frankreich und Schweden

Die Bundesregierung erklärt, man habe mit Frankreich und Schweden weitere Partner um eine unabhängige Überprüfung anhand erneuter Nawalny-Proben gebeten. «Die Ergebnisse dieser Überprüfung durch Speziallabore in Frankreich und Schweden liegen nunmehr vor. Sie bestätigen den deutschen Nachweis», teilte Seibert mit.

«Unabhängig von den noch laufenden Untersuchungen der OVCW haben damit nun bereits drei Labore unabhängig voneinander den Nachweis erbracht. Die Ursache der Vergiftung ist klar einem Nervenkampfstoffe aus der Nowitschok-Gruppe»

Russland fühlt sich von anderen Ländern bevormundet

Moskau hatte vergangene Woche verärgert auf Aufforderungen reagiert, Ermittlungen einzuleiten. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Staatsagentur Tass zufolge: Andere Länder sollten Russland nicht sagen, «welche rechtlichen Schritte wann und auf welcher rechtlichen Grundlage einzuleiten sind». «Das gefällt uns nicht.»

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Der russische Präsident Wladimir Putin. (Symbolbild) - Keystone
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