Nach wie vor keine heisse Spur im Dresdner Juwelendiebstahl
Ende November stehlen Einbrecher aus dem Grünen Gewölbe in Dresden (D) einen Schatz. Die ermittelnde Soko hat weder zu Juwelen noch Tätern eine heisse Spur.

Das Wichtigste in Kürze
- Einen Monat nach dem Einbruch ins Grüne Gewölbe Dresden hat die Soko keine heisse Spur.
- Bisher sind rund 1100 Hinweise aus dem In- und Ausland eingegangen.
- Ein Kunstmarktdetektiv hält eine Rückkehr des Schatzes nicht für realistisch.
Einen Monat nach dem spektakulären Einbruch in das Historische Grüne Gewölbe in Dresden und dem Diebstahl unschätzbar wertvoller Juwelen gibt es weiter keinen Fahndungserfolg.
Die Sonderkommission «Epaulette», benannt nach einem der gut zwei Dutzend erbeuteten barocken Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten, arbeitet auf Hochtouren.

«Sie hat noch keine heisse Spur», sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Unter den geprüften der bisher rund 1100 Hinweise aus dem In- und Ausland sei der entscheidende noch nicht gewesen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gehen weiter viele Informationen ein, die nun ausgewertet werden. «Es ist eine Puzzlearbeit», sagte Sprecher Jürgen Schmidt.
Coup dauerte nur wenige Minuten
Zwei Unbekannte waren am frühen Morgen des 25. November mit Gewalt in das berühmte Schatzkammermuseum des 18. Jahrhunderts im Erdgeschoss des Residenzschlosses eingedrungen.
Sie hatten ein Fenstergitter durchtrennt, das Fenster herausgestemmt, im Juwelenzimmer mit einer Axt Löcher in die Vitrine mit den prächtigsten Stücken gehakt und zugegriffen.

Der Coup, der auch international Schlagzeilen machte, dauerte nur wenige Minuten. Als die Polizei eintraf, waren Diebe und Beute verschwunden.
Museum weiterhin geschlossen
Das Museum bleibt nach wie vor «bis auf weiteres» geschlossen, wie ein Sprecher der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) sagt. Abstimmungen zum Sicherheitskonzept und daraus resultierende Massnahmen mit staatlicher Baubehörde und Landeskriminalamt liefen noch.

Ausserdem müssen die von den Tätern zurückgelassenen Stücke in der betroffenen Vitrine aufwendig restauriert werden. Die Einbrecher hatten sie mit Löschpulver besprüht, um ihre DNA zu verwischen.
«Wir haben zwei Ziele: den Schatz wieder zu bekommen und die Täter zu ermitteln», betonen Polizei und Staatsanwaltschaft. Das Hinweistelefon ist auch über die Feiertage durchgängig besetzt – und nach wie vor gibt es auf Veröffentlichungen der Behörden zu dem Fall stets Resonanz.
Parallelen zu Einbruch in Bode-Museum
Die Soko steht auch mit den Berliner Kollegen in Kontakt, um einen Zusammenhang zum Diebstahl der 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum 2017 in Berlin abzugleichen. Er wird kriminellen Mitgliedern eines arabischen Clans in der Hauptstadt zugeschrieben.
«Die Parallelen zum Überfall im KaDeWe und dem Einbruch ins Bode-Museum sind leicht erkennbar, dafür muss man nicht Kriminalist sein», sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Verbindungen seien aber weiter Spekulation.

Die Dresdner Behörden machen zum Inhalt ihrer Ermittlungen keine Aussagen, gehen angesichts von insgesamt vier Tätern – zwei fuhren das später in Brand gesetzte Fluchtauto – aber von einer Bande aus.
Ob die ausgesetzte Belohnung von 500'000 Euro schon Folgen hatte oder die vergangene Woche von einem Privatdetektiv aus Norddeutschland avisierte Offerte, sagte der Polizeisprecher nicht.
Kunstmarktdetektiv glaubt nicht an Schatz-Rückkehr
Die Ermittlungen, bei denen sich immer wieder neue Fragen stellten und nur Fakten zählten, seien eine Sache von Wochen, Monaten, «wenn nicht Jahren».
Den SKD ist vor allem daran gelegen, dass die gestohlenen Kunstwerke irgendwann an ihren Platz zurückkehren, wie Sprecher Stephan Adam erklärt. Kunstmarktdetektiv Willi Korte indes würde das für «ein Wunder» halten.
Auch angesichts ihres Vorgehens geht er davon aus, dass die Täter es auf die Juwelen abgesehen und schon Kontakte zum Absatz hatten. Sollte der Schmuck noch unversehrt sein, braucht es einen Anreiz in mehrstelliger Millionenhöhe.