Eineinhalb Stunden lang attackierten Orcas die Segeljacht eines Zürcher Skippers. Warum die Tiere auf das Boot losgingen, ist für ihn «unverständlich».
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Die Schweizer Segel-Jacht «Champagne» wurde im Meer von Orcas attackiert. - Instagram/salvamentomaritimo

Das Wichtigste in Kürze

  • In der vergangenen Woche versenkten drei Orcas die Jacht einer Schweizer Segelcrew.
  • Angst hatte er dabei keine, erklärt Skipper Werner Schaufelberger gegenüber Nau.ch.
  • Dennoch wird er das Gebiet künftig meiden.
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Letzte Woche geriet die Schweizer Segeljacht «Alboran Champagne» bei Gibraltar in Seenot. Der Grund: Drei Orcas gingen plötzlich auf das Schiff los!

Dass Schwertwale manchmal Boote attackieren, ist bekannt. «Schiffe über 15 Meter werden allerdings selten angegriffen», erklärt Skipper Werner Schaufelberger gegenüber Nau.ch. «Deshalb hatten wir gehofft, unbeschadet durchzukommen.»

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Eine Schweizer Segeljacht wurde bei Gibraltar von drei Orcas versenkt. (Symbolbild) - keystone

Doch die Orcas hatten andere Pläne: Immer und immer wieder rempelten sie die «Champagne» an. Die Crew hatte die Hoffnung, dass die Orcas bald von ihnen ablassen würden – aber vergeblich. «Während eineinhalb Stunden hämmerten sie auf das Boot ein», erinnert sich Schaufelberger.

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Skipper Werner Schaufelberger nach der Rettung durch die Küstenwache. - Crew Alboran Champagne

Niemand weiss, warum Orcas Schiffe attackieren

Angst hatte er während des Angriffs der Killerwale allerdings nicht. «Solange das Boot schwimmt, ist man sicher», erklärt der erfahrene Skipper. Und: «Orcas greifen normalerweise keine Menschen an, nur Schiffe.»

Warum die Tiere aber auf die Boote losgehen, könne sich niemand erklären – «auch nicht die Wissenschaft». Dass vor allem Segelboote ins Visier der Orcas geraten, ist für Schaufelberger besonders unverständlich. «Wir sind ja eigentlich friedlich», sagt er.

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Eine Schweizer Segeljacht geriet bei Gibraltar in Seenot. (Archiv)
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Drei Orcas begannen, immer wieder mit Anlauf auf das Schiff loszugehen. (Symbolbild)
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Sie beschädigten die «Champagne» so stark, dass sie schliesslich unterging. (Symbolbild)
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Die spanische Küstenwache nahm die vier Crewmitglieder an Bord. (Archiv)

Im Gegensatz zu Fischern fischen Segler den Orcas nicht den Thunfisch weg. Ausserdem machen Segeljachten nicht so viel Lärm wie Schiffe, die mit Motoren angetrieben werden.

Für die «Champagne» ging der Orca-Angriff nicht gut aus. Durch die von den Tieren verursachten Löcher trat Wasser ein, woraufhin das Boot schliesslich im Meer versank. Die vier Crewmitglieder wurden von der spanischen Küstenwache gerettet.

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Der Orca-Angriff ereignete sich kurz vor Gibraltar, auf dem Weg von Teneriffa nach Benalmadena. - Google Maps

Orca-Angriffe haben zugenommen

«An Land zurück sitzt der Schrecken tief bei der Crew und dem Skipper», sagt Christoph Winterhalter, Präsident des Hochseezentrums auf Anfrage. Und weiter: «Angriffe durch Orcas haben in den letzten Jahren vermehrt zugenommen.»

Es ist das erste Mal, dass Schaufelberger erlebt hat, wie ein Schiff aufgrund von massiver Fremdeinwirkung auf Grund läuft. Für ihn ist klar: «Ich werde da vorläufig nicht mehr durchfahren.» Nicht, weil er Angst hätte. Aber man müsse es ja nicht herausfordern.

Haben Sie Angst vor Orcas?

Doch wer übernimmt jetzt die Kosten für das gesunkene Schiff? Bei der «Champagne» handelt es sich um eine Charter-Jacht, erklärt Schaufelberger. Diese sei sicher Vollkasko versichert, die genauen Konditionen sind ihm aber nicht bekannt.

«Im schlimmsten Fall muss ich die Kaution, die ich hinterlegt habe, tragen», meint der Skipper. Aber diese habe er glücklicherweise versichert.

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