Nach Ausbleiben neuer Krawalle: Hoffnung auf Ruhe in England

Keystone-SDA
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Grossbritannien,

Nach dem Fehlen neuer rechtsextremer Ausschreitungen in England wächst die Hoffnung auf die Rückkehr zur Normalität.

Am Mittwoch fürchtet die Polizei wieder Ausschreitungen in London.
Rechtsextreme Ausschreitungen in England. - Jordan Pettitt/PA Wire/dpa

Nach dem Ausbleiben neuer rechtsextremer Ausschreitungen in England wächst die Hoffnung auf eine dauerhafte Rückkehr zur Normalität. In vielen Städten waren am Mittwochabend neue Krawalle befürchtet worden – doch stattdessen gingen Tausende Menschen gegen Hass und Gewalt auf die Strasse. Rechtsextreme zeigten sich kaum. Die Erleichterung war im ganzen Land spürbar.

Krawalle in mehreren Städten Englands und in Nordirland hatten das Land zuvor tagelang in Atem gehalten. Es kam zu Angriffen auf Sicherheitskräfte, Unterkünfte für Asylbewerber und auf Moscheen und Geschäfte. Dabei flogen Backsteine, Zaunlatten und andere Wurfgeschosse. Autos und Gebäude wurden in Brand gesetzt. Dutzende Beamte wurden verletzt.

Rasche Strafverfolgung «sehr starke Botschaft» gesendet

Premierminister Keir Starmer zufolge war der weitgehend friedliche Verlauf des Abends vor allem Polizei und Justiz zu verdanken. «Ich denke, die Tatsache, dass wir gestern Abend nicht die befürchteten Unruhen erlebt haben, ist darauf zurückzuführen, dass wir viele Polizisten im Einsatz hatten (...).» Dies sagte der Labour-Politiker.

Zudem habe die rasche Strafverfolgung durch die Justiz eine «sehr starke Botschaft» ausgesandt. Dennoch habe er eine weitere Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra einberufen, sagte Starmer.

Teils mehrjährige Haftstrafen verhängt

Auslöser der Randale waren Falschmeldungen im Internet über den mutmasslichen Täter bei einem Messerangriff auf Kinder in Southport nahe Liverpool Ende Juli. Bei diesem wurden drei Mädchen im Grundschulalter getötet und weitere Menschen verletzt. Angeblich sollte es sich bei dem mutmasslichen Täter um einen irregulären Einwanderer mit muslimischem Namen handeln – doch beides ist falsch.

Der Verdächtige ist ein 17-Jähriger, der als Sohn ruandischer Einwanderer in Grossbritannien geboren wurde. Der Strafverfolgungsbehörde Crown Prosecution Service zufolge wurden bisher knapp 150 Menschen angeklagt. Beinahe 500 waren zuvor festgenommen worden.

Bei ersten Verurteilungen wurden teils mehrjährige Haftstrafen verhängt. Londons Bürgermeister Sadiq Khan bedankte sich auf X bei den Menschen, die friedlich demonstrierten, und den Sicherheitskräften. Er fügte hinzu: «Und an alle rechten Schläger, die noch immer Hass und Spaltung säen wollen – ihr werdet niemals willkommen sein.»

Scotland-Yard-Chef spricht von «erfolgreichem Abend»

Auch in den Schlagzeilen der Zeitungen spiegelte sich die Erleichterung wider. «Die Nacht, in der Anti-Hass-Demonstranten den Schlägern die Stirn boten» titelte die konservative Boulevardzeitung «Daily Mail». «Tausende gehen auf die Strasse, um sich der Bedrohung von rechts entgegenzustellen», hiess es auf dem Titelblatt des «Guardian».

Scotland-Yard-Chef Mark Rowley sprach von einem «sehr erfolgreichen Abend» und lobte das Engagement der friedlichen Gegenproteste. «Wir hatten Tausende Beamte auf den Strassen im Einsatz. Und ich denke, das Zeichen von Stärke, die Demonstration von Einigkeit der Menschen haben gemeinsam die Herausforderungen besiegt», sagte Rowley der BBC zufolge.

Organisation: 25'000 gingen gegen Gewalt auf die Strasse

Der Organisation Stand Up to Racism zufolge versammelten sich im ganzen Land etwa 25'000 Menschen, um gegen rechtsextreme Gewalt zu demonstrieren. Darunter viele im Londoner Bezirk Walthamstow. Auch im Osten Londons sowie in den Städten Bristol, Brighton, Liverpool und Sheffield.

Polizeistaatssekretärin Diana Johnson wollte trotz der Entwicklungen noch keine Entwarnung geben. Es sei gut, dass sich die Gewalt und Kriminalität der vergangenen Tage nicht wiederholt haben, sagte sie dem Nachrichtensender Sky News. Doch gebe es Ankündigungen für weitere rechtsextreme Proteste.

Regionalparlament in Belfast zu Sondersitzung einberufen

Neben englischen Städten war es auch in der nordirischen Hauptstadt Belfast zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei geht davon aus, dass dabei auch paramilitärische Kräfte beteiligt waren. In dem britischen Landesteil gibt es auch mehr als 25 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs zwischen Katholiken und Protestanten auf beiden Seiten bewaffnete Splittergruppen. Dieses Mal richtete sich die Gewalt jedoch gegen die Polizei und die muslimische Minderheit, deren Geschäfte zum Ziel von Angriffen wurden.

Bei einer Sondersitzung des Regionalparlaments sprachen sich Abgeordnete beider konfessioneller Lager deutlich gegen die Gewalt aus. Co-Regierungschefin Michelle O'Neill von der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein sagte an die Randalierer gerichtet: «Wir sehen euch, wir lehnen euch ab und wir lehnen eure Einstellungen und Taten ab.»

Kommentare

Contamination

Geht es bei diesen Krawallen immer noch um die Ermordung der drei Mädchen durch einen ruandischen Migranten, oder geht es inzwischen um die ungezügelte Migration in die Sozialsysteme und die daraus entsehenden Probleme für die arbeitenden einheimischen Steuerzahler?

User #1702 (nicht angemeldet)

Wie viele Verbrecher wurden eigentlich in Leeds verhaftet und verurteilt. Frage für die KESB.

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