Die Gefängnisse in England sind voll – deshalb sollen Häftlinge früher entlassen werden. Doch die Strategie hat sich scheinbar nicht bewährt.
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Eine Verkürzung der Haftstrafe um bis zu 70 Tage sollte die vollen Gefängnisse in Grossbritannien entlasten. - Unsplash

Um die überfüllten Gefängnisse in England und Wales zu entlasten, sollen der Zeitung «Times» zufolge manche Gefangene künftig bis zu 70 Tage früher freikommen als geplant.

Das bisherige Programm zum vorzeitigen Haftende, das erst im Oktober in Kraft getreten war und bereits einmal ausgedehnt wurde, habe keine Erfolge gebracht, zitierte das Blatt am Mittwoch aus einer internen E-Mail an die Beschäftigten im Strafvollzug. Derzeit gibt es in Männer- und Frauengefängnissen in England und Wales weniger als 1400 freie Plätze.

Keine offiziellen Zahlen zu Entlassungen?

Für die vorzeitige Haftentlassung kommen laut «Times» Gewalttäter infrage, die zu einer Freiheitsstrafe von weniger als vier Jahren verurteilt wurden, sowie Einbrecher, Diebe und Betrüger. Nicht ausgewählt werden können Sexualstraftäter, Terroristen und alle Kriminellen, die eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren verbüssen.

Die oppositionelle Labour-Partei warf der konservativen Regierung vor, sie verheimliche das Entlassungsprogramm und nenne keine Zahlen, wie viele Straftäter vorzeitig entlassen worden seien. «Das ist ein nationaler Skandal, und (Premierminister) Rishi Sunak muss heute in der Öffentlichkeit reinen Tisch machen», sagte Schatten-Justizministerin Shabana Mahmood.

24'000 weitere Haftplätze vonnöten

Die zuständige Aufsichtsbehörde zeigte sich skeptisch, dass genügend Haftplätze geschaffen werden könnten. «Wir sehen ein System, das auf allen Ebenen unter dem enormen Druck der schieren Fluktuation und der Zahl der Menschen im System ächzt», sagte Chefinspektor Charlie Taylor dem Sender Times Radio.

Die Gefangenen bräuchten Unterstützung zur Rehabilitation, aber «wenn man sie einfach in einer Zelle schmachten lässt, allen möglichen Drogen und weiterer Kriminalität aussetzt, besteht die Gefahr, dass sie tatsächlich schlechter herauskommen, als sie hineingegangen sind». Taylor sagte, bis 2028 würden 24'000 zusätzliche Plätze benötigt, das sei aber «einfach nicht realistisch».

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