MAN-Betriebsrat duldet keine Verhandlungen über Kahlschlag

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Deutschland,

Der Lastwagen-Hersteller MAN steht vor einer umfassenden Restrukturierung. Dabei sollen 9500 Stellen gestrichen werden. Dem Betriebsrat platzt der Kragen.

MAN Lastwagen Hersteller
Das Logo des MAN-Konzerns vor dem Firmengelände in Salzgitter. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • MAN soll zum führenden Hersteller für klimafreundliche Nutzfahrzeuge werden.
  • Dazu ist jedoch ein umfassender Stellenabbau von 9500 Jobs geplant.
  • Der Betriebsrat fordert eine zukunftsträchtigere Lösung.

Der Diesel-Lastwagen wird nach den Klimavorgaben der EU zum Auslaufmodell. Der Hersteller MAN will das Unternehmen radikal neu aufstellen und ein Viertel der Arbeitsplätze streichen. Bei den Verhandlungen platzt dem Betriebsrat jetzt der Kragen. Der Betriebsrat und die IG Metall lehnen weitere Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite vorerst ab.

Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte am Mittwoch in München: «Das Unternehmen ist keinen Millimeter von seinen Kahlschlag-Plänen abgerückt. So verhandelt man nicht, das ist unanständig. Wir lassen uns nicht vorführen und kehren erst an den Tisch zurück, wenn das Unternehmen ernsthaft zu Verhandlungen bereit ist.»

9500 Stellen fallen weg

Unter dem Druck der EU-Klimavorgaben soll MAN zu einem der «führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe» umgebaut werden. Dabei sollen 9500 der 36'000 Stellen wegfallen, davon etwa 5600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk, Salzgitter.

Man lastwagen
MAN will gleich mehrere seiner Werke schliessen. - dpa

Teile der Produktion sollen ins Ausland verlagert, die Werke Plauen, Wittlich und Steyr in Österreich geschlossen werden. Der zum VW-Konzern gehörende Lkw-Bauer hat die Vereinbarungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung aufgekündigt. So sind betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Restrukturierung und Digitalisierung

Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei MAN Truck & Bus, sagte: «Die IG Metall wird es nicht tolerieren, dass der MAN-Unternehmensvorstand die Abwicklung eines der letzten Nutzfahrzeugherstellers in Deutschland kompromisslos vorantreibt.» Der Vorstand habe offensichtlich kein tragfähiges Zukunftskonzept für die Belegschaft.

Ein MAN-Sprecher sagte: «Der Vorstand hat die Entscheidung des Betriebsrats mit Bedauern zur Kenntnis genommen.» Der Schritt sei überraschend gekommen.

Dem Vorstand gehe es nicht um Kahlschlag, sondern um eine notwendige Restrukturierung. So kann mit dem eingesparten Geld in alternative Antriebe und die Digitalisierung investiert werden. Der Vorstand bleibe gesprächsbereit.

Betriebsrat will zukunftsträchtigere Lösung

Auch der Betriebsrat betonte, er wolle über eine zukunftsträchtige Lösung verhandeln. Aber auf einer Online-Betriebsversammlung nächste Woche solle die Unternehmensführung den Mitarbeitern «selbst erklären, warum diese stolze MAN abgewickelt werden soll. Denn nichts anderes stellen die Pläne des Unternehmens dar», sagte Stimoniaris.

MAN Markus Söder Stimoniaris
Markus Söder (l), Ministerpräsident von Bayern, steht während eines Besuchs im MAN-Werk Nürnberg vor einem goldfarbenen Lkw der neuen Generation mit Saki Stimoniaris (m). - dpa

«Sozialverträglicher und zukunftsfähiger Umbau eines Unternehmens sieht anders aus und geht auch anders, wie die Konzepte der Arbeitnehmerseite zeigen.»

MAN leidet unter Klimavorgaben und Corona

MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis 2025 im 15 Prozent weniger Kohlendioxid auszustossen, erhöht den Druck. Danach folgt die 30 Prozent-Marke bis 2030. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise.

Unternehmensführung und Arbeitnehmervertreter hatten zentral und an den Standorten über den Konzernumbau und Stellenabbau verhandelt. Bis Jahresende sollte eigentlich eine Vereinbarung erzielt werden.

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