Ein einziges Gemälde von Caravaggio zieht Hunderttausende in den Prado.
Prado Museum
«Ecco Homo» ist eines der letzten Gemälde von Caravaggio. Der neue Besitzer überliess das Gemälde vorübergehend dem Prado. Foto: Ricardo Rubio/Europa Press/dpa - dpa-infocom GmbH

Die am Dienstag im Madrider Prado-Museum beginnende Caravaggio-Sonderausstellung besteht nur aus einem einzigen Gemälde des italienischen Barockmalers: «Ecce Homo». Doch die Verantwortlichen rechnen mit Hunderttausenden Besuchern. Der Prado feiert das Gemälde als eine der «grössten Entdeckungen der Kunstgeschichte».

Es kam in der weltberühmten Madrider Pinakothek bereits am Montag bei der offiziellen Pressevorführung zu einem Medienrummel wie schon lange nicht mehr. «Ecce Homo. Der verlorene Caravaggio» heisst die Sonderausstellung. Bis zum 13. Oktober wird die «Dornenkrönung» von Michelangelo Merisi, alias Caravaggio (1571-1610), in einem eigenen Saal gezeigt.

Danach soll es bis zum 23. Februar 2025 neben Caravaggios «David besiegt Goliath» im Prado ausgestellt werden. Das Gemälde entstand laut Experten zwischen 1605 und 1609 und gehörte zur Privatsammlung des spanischen Königs Philipp IV. Danach verlor sich die Spur des «Ecce Homo», bis vor drei Jahren Prado-Experten in Madrid Alarm schlugen.

Von einer Auktion ins Museum

Im März 2021 bot das Madrider Auktionshaus Ansorena ein 111 mal 86 Zentimeter grosses, leicht verschmutztes Gemälde eines unbekannten Schülers des spanischen Malers José de Ribera zur Versteigerung an. Fast wäre der Kunstschatz für 1500 Euro verkauft worden.

Doch Prado-Kunstexperten schlugen Alarm. Sie vermuteten, es könne sich um Caravaggios «Ecce Homo» handeln – zu Recht, wie sich zeigte. Untersuchungen ergaben, dass es sich tatsächlich um den «verlorenen» Caravaggio handelte. Seit 1821 hatte sich das Ölgemälde im Familienbesitz des spanischen Diplomaten Evaristo Pérez befunden, vermutlich, ohne dass klar war, um was für ein Werk es hier ging.

Die Erben von Pérez de Castro Méndez boten dann das Gemälde auf jener besagten Auktion in Madrid zum Verkauf an. Nach dem Rückzug des «Ecce Homo» von der Versteigerung, erhob das spanische Kulturministerium ein «Ausfuhrverbot» auf das Bild und liess es untersuchen. Unterdessen erklärte die Madrider Regionalregierung es zum «Kulturgut von besonderem Interesse».

Ein unschätzbarer wissenschaftlicher Wert

Der Staat hatte damit zwar ein Vorkaufsrecht auf das Gemälde, machte davon aber wegen des neuen Auktionspreises keinen Gebrauch. Schliesslich ersteigerte ein in Spanien ansässiger britischer Kunstsammler das Gemälde für 30 Millionen Euro. Experten gehen davon aus, dass es ohne das Exportverbot auf internationalen Auktionen wohl für über 100 Millionen Euro den Besitzer gewechselt hätte.

Laut David García Cueto, Leiter der Prado-Abteilung für italienische und französische Malerei bis 1800, sei das Bild vor allem von unschätzbarem wissenschaftlichen Wert. Es vermittle Erkenntnisse über die technische Entwicklung und malerische Reife des Barockkünstlers, von dem weltweit nur 60 Gemälde existieren.

«Ecco Homo» ist eines der letzten Gemälde von Caravaggio. Der neue Besitzer, der anonym bleiben möchte, überliess das Gemälde nun vorübergehend dem Prado. Doch Prado-Direktor Miguel Falomir äusserte vor den Medien die Hoffnung, der britische Kunstsammler möge dem Prado das Gemälde für länger überlassen.

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