Madrid feiert Schweizer Kunstmäzen Baron Thyssen-Bornemisza

Keystone-SDA
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Spanien,

Er liebte schöne Frauen, schnelle Autos und grosse Jachten. Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza (1921-2002) führte ein Jetset-Leben im Luxus. Zu seinem 100. Geburtstag steht in Madrid jedoch der Mäzen und Kunstsammler im Zentrum.

Baron Thyssen-Bornemisza
Ein Foto des verstorbenen Baron Thyssen-Bornemisza. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Ehe- und Scheidungsdramen des Milliardärs waren immer wieder ein gefundenes Fressen für die internationale Klatsch- und Tratschpresse: Gleich fünf Mal heiratete der Sprössling der berühmten Thyssen-Stahldynastie.

Die erste Ehefrau war die österreichische Prinzessin Teresa zur Lippe-Weissenfeld. 1985 heiratete der Baron schliesslich die 22 Jahre jüngere spanische Schönheitskönigin Carmen Cervera. Mit der Witwe des amerikanischen «Tarzan»- und «Old Shatterhand»-Darstellers Lex Barker blieb der Baron bis zu seinem Tod 2002 zusammen. Sie führten ein Leben im Saus und Braus.

«Natürlich hatte der Baron ein verrücktes und aufregendes Leben. Doch jenseits der Schlagzeilen in der Boulevardpresse war er nicht nur ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, sondern vor allem einer der wichtigsten Kunstsammler des 20. Jahrhunderts und ein zuvorkommender, diskreter, ruhiger und sehr gebildeter Mann. Er sprach sogar fünf Sprachen», erklärt Juan Ángel López Manzanares.

Der Kurator ist am Madrider Thyssen-Bornemisza Museum für das Jubiläumsprogramm zum 100. Geburtstag des Barons verantwortlich. Sonderausstellungen, Filmabende, Konzertreihen und Konferenzen - das ganze Jahr über wird die weltberühmte Pinakothek, die seit 1992 die legendäre Kunstsammlung des Barons beherbergt, den Schweizer Kunstsammler feiern, der am 13. April 1921 im niederländischen Scheveningen bei Den Haag zur Welt kam.

Das Museum zeigt bis zum 23. Januar 2022 «Schätze aus der Sammlung der Familie Thyssen-Bornemisza». Neben Gemälden werden auch wertvolle Goldschmiedearbeiten und Skulpturen aus dem Nachlass des Barons augestellt. Ab Oktober kommt eine Sonderschau über seine Sammlung italienischer Altmeister hinzu. Danach dürfte ab Dezember 2021 die «Amerikanische Kunst in der Thyssen-Kollektion» zum Zuschauermagnet werden.

Neben den «Menschen» soll das Jubiläumsprogramm den Besuchern vor allem den «Kunstsammler» Thyssen-Bornemisza nahebringen, erklärt Kurator López Manzanares. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte trug Baron «Heini» eine der weltweit grössten privaten Gemäldesammlungen zusammen. Nur die englische Queen verfügt über eine noch grössere Kollektion.

So bildet das Thyssen-Bornemisza Museum heute mit dem Prado und dem Reina Sofía Museum die Heilige Dreifaltigkeit der Madrider Kunstszene. Die Stärke der Sammlung ist, dass sie nicht nur die anderen beiden Weltmuseen perfekt ergänzt, sondern auch durch die komplette Geschichte der europäischen Malerei vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert führt, meint der Kurator.

Jan van Eycks «Diptychon der Verkündigung», Ghirlandalos «Giovanna Tornabuoni» oder Carpaccios «Junger Ritter» stechen neben Werken von Dürer, Caravaggio, Rubens, Frans Hals oder Canaletto aus dem 14. bis 18. Jahrhundert heraus. Es folgen Werke von Impressionisten und Postimpressionisten wie Monet, Manet, Degas, Gauguin, Van Gogh.

Deutscher Expressionismus, Surrealismus, abstrakte Kunst und Pop Art: Mit Werken von Picasso über Kandinsky und Salvador Dalí bis hin zu Chagall, Hoppers «Hotelzimmer» und Lichtensteins «Frau im Badezimmer» deckt die Sammlung des Barons über 500 Jahre europäische Kunstgeschichte lückenlos ab. Und nicht nur die. Der Baron verfügt in Europa über die einzige bedeutende Sammlung amerikanischer Kunst aus dem 19. Jahrhundert. Vor allem über Landschaftsmalerei.

Was als Hommage an seinen Vater begann, der mit 525 Gemälden den Grundstock für die Sammlung legte, entwickelte sich zu einer Leidenschaft. Der Baron baute die Sammlung auf fast 1'600 Werke aus. Schnell wurde die Villa Favorita, der Familiensitz am Luganer See, zu klein. Hans Heinrich wollte den Familienstammsitz in den späten 1990er-Jahren als Museum erweitern, um die Sammlung einem grossen Publikum zu eröffnen. Doch der Streit unter den Erben und die Absage der Behörden, bei den teuren Umbauarbeiten der Villa Favorita zu helfen, bewogen den Baron, sich anderswo für einen geeigneten Standort umzuschauen.

Grossbritannien wollte Teile der Sammlungen haben. In Deutschland sollte die Sammlung aufgrund ihrer Grösse auf verschiedene Museen in Hamburg, Stuttgart und Bonn verteilt werden. Für den Baron war es aber wichtig, dass seine Sammlung zusammenblieb, und Spanien hatte das beste Angebot:

Abgesehen vom Einfluss seiner spanischen Ehefrau Carmen Cervera, die eine grosse Rolle bei der Entscheidung für Madrid spielte, bot Spanien neben dem Zusammenhalt, der Versicherung und Instandhaltung der Sammlung einen regelrechten «Leckerbissen» an - das barocke Stadtpalais Villahermosa aus dem 18. Jahrhundert schräg gegenüber vom weltberühmten Prado-Museum, dem Lieblingsmuseum des Barons mitten im Zentrum der spanischen Hauptstadt. Mit den Umbauarbeiten des Palasts zu einem Museum wurde kein Geringerer als Pritzker-Preisträger Rafael Moneo beauftragt. 1992 wurde das Museum von den spanischen Königen eröffnet.

Zunächst lieh Spanien die 775 besten Gemälde der Sammlung für zehn Jahre aus. Doch bereits nach einem Jahr entschloss sich die Regierung, die Sammlung für 350 Millionen Dollar komplett zu kaufen. Ein Schnäppchen-Preis, wenn man bedenkt, dass die Versicherungen den Wert der Sammlung nach dem Kauf auf über 1,5 Milliarden Euro schätzten.

www.museothyssen.org

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