Tote und Verletzte bei Luftangriffen auf Libyens Hauptstadt Tripolis
Bei Luftangriffen auf die libysche Hauptstadt Tripolis sind in der Nacht zum Sonntag vier Menschen ums Leben gekommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Gesundheitsministerium rechnet mit steigenden Opferzahlen.
Wie die international anerkannte Einheitsregierung mitteilte, wurden zudem 20 Menschen verletzt. Hinter den Angriffen steckte demnach die sogenannte Libysche Nationale Armee (LNA) des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar.
Einwohner von Tripolis hatten von Flugzeuglärm und lauten Explosionen zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht berichtet. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte am Sonntag, die Zahl der Todesopfer könne weiter steigen.
Aus Kreisen der Regierungsarmee hiess es, bei allen Opfern handele es sich um Zivilisten. Mehrere Ziele in der Hauptstadt seien von Luftangriffen getroffen worden, sagte ein Armeeangehöriger der Nachrichtenagentur AFP. Die meisten von ihnen lägen im Stadtteil Abu Slim, militärische Ziele seien nicht getroffen worden.
Anfang April hatte der abtrünnige libysche General Chalifa Haftar einen Vorstoss auf Tripolis begonnen, den Sitz der international weitgehend anerkannten Einheitsregierung. Regierungstreue Truppen und Einheiten Haftars liefern sich seither erbitterte Kämpfe um die Kontrolle der Hauptstadt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden dabei bisher rund 280 Menschen getötet und mehr als 1300 verletzt.
Die meisten Gefechte finden am Boden statt, gelegentlich gibt es aber auch Luftangriffe. Die Regierungstruppen werfen Haftar vor, Flugzeuge aus dem Ausland für seine Luftangriffe zu verwenden. Ein Armeesprecher schrieb im Online-Netzwerk Facebook, Haftar verberge «seine Niederlagen und die seiner Soldaten vor den Toren von Tripolis», indem er mit ausländischen Flugzeugen unbewaffnete Zivilisten angreife.
Aus welchen Ländern die Flugzeuge stammen sollen, erwähnte er nicht. Der Kampf um Tripolis hatte zuletzt aber gezeigt, wo die Konfliktlinien innerhalb der internationalen Gemeinschaft mit Bezug auf Libyen verlaufen. So blockierten sowohl Russland als auch die USA im UN-Sicherheitsrat den von Frankreich und Deutschland gemachten Versuch, einen Waffenstillstand in Libyen zu fordern.
In Libyen herrscht seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos. Die Regierung in Tripolis ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Haftar unterstützt eine Gegenregierung im Osten Libyens.