Der Lockdown wegen der Corona-Pandemie bremst die deutsche Wirtschaft nach Ansicht des DIW-Instituts derzeit kräftig. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im ersten Quartal um drei Prozent sinken, nach einer Stagnation Ende 2020, teilten die Berliner Forscher am Mittwoch mit.
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Autoproduktion bei Volkswagen in Zwickau - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • «Insbesondere im Dienstleistungsbereich sinkt die Wertschöpfung deutlich und liegt weit unter der des vergangenen Sommers», sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.

«Derzeit gehen wir davon aus, dass der harte Lockdown bis Ende Februar aufrechterhalten und dann allmählich aufgehoben wird - und das ist das optimistische Szenario.» Der Ökonom betonte: «Vor der deutschen Wirtschaft liegt also ein langer und steiniger Weg, bevor sie wieder wachsen kann.»

Die Industriebetriebe waren laut DIW auf die aktuelle Situation wohl besser vorbereitet als während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. «Lieferketten scheinen bislang nicht so gravierend gestört und die Exportnachfrage ist nicht eingebrochen.» Bis zuletzt habe sich die ausländische Nachfrage günstig entwickelt und auch die Kfz-Produktion, die im vorigen Jahr besonders getroffen war, sei ausgeweitet worden.

Die anhaltenden Einschränkungen dürften aber nach und nach auch die Industrie beeinträchtigen, erklärte DIW-Experte Simon Junker. «Insbesondere in der Automobilindustrie hat sich die Stimmung jüngst merklich eingetrübt.» Ein längerer Lockdown würde sich vor allem auf das zweite Quartal negativ auswirken.

«Lässt sich indes das Infektionsgeschehen eindämmen, besteht die Hoffnung auf eine rasche Erholung, wie sie auch im dritten Quartal des vergangenen Jahres eingesetzt hatte.» Die neuen Lockdowns hätten jedoch die Substanz vieler Firmen weiter verschlechtert, «was das Risiko einer Insolvenzwelle - zumindest in den besonders betroffenen Branchen - erhöht».

Die Bundesregierung rechnet wegen der anhaltenden Belastungen durch die Coronavirus-Krise in diesem Jahr mit einer schwächeren Erholung der Wirtschaft. Das Wachstum dürfte 3,0 Prozent betragen, teilte das Wirtschaftsministerium mit und revidierte damit die bisherige Prognose von 4,4 Prozent. 2020 war die Wirtschaft um 5,0 Prozent eingebrochen und damit so stark wie seit der Finanzkrise nicht.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier sagte, während sich die Industrie robust zeige, sei der Dienstleistungssektor sehr stark von den Corona-bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens betroffen. «Aktuell sehen wir eine Abflachung der Infektionszahlen, das macht Hoffnung. Die Lage ist aber weiter ernst, die Gefahr der Virus-Mutante noch nicht ausgestanden.»

Das Kabinett hatte am Mittwochmorgen den Jahreswirtschaftsbericht gebilligt. «Die Arbeitslosenquote wird im Jahr 2021 leicht auf 5,8 Prozent zurückgehen», heisst es darin. Die Zahl der Beschäftigten dürfte durchschnittlich 44,8 Millionen betragen und damit stagnieren. Für 2021 wird zudem mit einer deutlich anziehenden Inlandsnachfrage gerechnet. Die Exporte dürften um 6,4 Prozent zulegen, nachdem sie 2020 um knapp zehn Prozent eingebrochen waren.

Altmaier verwies darauf, dass seit Ausbruch der Pandemie knapp 80 Milliarden Euro an Hilfen der Wirtschaft bereitgestellt wurden. Hinzu komme das im Juni 2020 geschnürte Konjunkturpaket.

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