Vor 100 Jahren führte das Fürstentum Liechtenstein den Schweizer Franken ein, eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen.
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Es ist nun 100 Jahre her, seit Liechtenstein beschlossen hat, den Schweizer Franken einzuführen. Diese Entscheidung hatte weitreichende Konsequenzen. (Symbolbild) - Pixabay

Vor bald 100 Jahren, am 11. April 1924, führte das Fürstentum Liechtenstein den Schweizer Franken als gesetzliche Währung ein und löste sich von der österreichischen Krone ab. Zusammen mit der jungen Zollunion mit der Schweiz bildete der Franken die Basis für die enorme wirtschaftliche Entwicklung des Kleinststaates. Das wird in Liechtenstein nun gefeiert.

Die 1923 vereinbarte Zollunion führte zum Anschluss des Fürstentums an den Schweizer Wirtschaftsraum. Mit dem Franken wurde ein Jahr später auch dessen Währung übernommen. Beide Schritte waren aus der Not geboren.

Durch die enge Anbindung an Österreich war Liechtenstein von den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges wirtschaftlich hart getroffen. Die militärische Niederlage Österreichs liess den Wert der Krone ab 1918 ins Bodenlose stürzen.

Die Liechtensteiner Politik nahm einen – umstrittenen – Anlauf für eine eigene Währung. Doch einerseits wurde klar, dass das Fürstentum mit damals weniger als 12'000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu klein war für eine eigene Währung. Zudem hatte sich der Schweizer Franken bereits um 1920 im Alltag als Zahlungsmittel durchgesetzt. Die Bevölkerung hatte die Politik gewissermassen «rechts überholt».

Die Rolle des Gewerbes und der Bevölkerung

Treibende Kraft war das Gewerbe, wie die Liechtensteiner Regierung in einer Jubiläumsschrift schreibt. Handwerker wollten lieber in der stabilen Schweizer Währung bezahlt werden als mit der inflationären Krone. Zudem mussten sie in der Schweiz eingekaufte Materialien und Rohstoffe in Franken bezahlen.

Die faktische Einführung des Frankens durch die Bevölkerung und das Gewerbe erfolgte ein paar Jahre vor dessen gesetzlicher Etablierung. Die Leidtragenden dieses Umstandes waren diejenigen Gruppen, die ihr Gehalt in Kronen ausbezahlt erhielten, aber in Franken für ihren Lebensunterhalt aufkommen mussten – Beamte, Lehrer, Geistliche, Arbeiter.

Ein erster entscheidender Schritt der liechtensteinischen Politik zur Einführung der Schweizer Währung war die Festlegung von Steuern, Taxen, Gebühren und Strafen in Franken. Weitere Wegmarken waren der Postvertrag mit der Schweiz von 1920 und ein Jahr später die Ausgabe Liechtensteiner Briefmarken in Frankenwerten.

Die Landesrechnung wurde ab 1919 teilweise und ab 1922 ausschliesslich in Franken geführt. Die formelle Einführung der «Frankenwährung» durch das liechtensteinische Parlament als einziges Zahlungsmittel im Land erfolgte – mit Zustimmung der Schweiz – schliesslich im April 1924.

Die Auswirkungen auf die Wirtschaft

Der Rest ist Wirtschaftsgeschichte: Das darbende Fürstentum entwickelte sich zu einem überaus wohlhabenden Land. Mit der Einführung des Frankens sei ein «wesentlicher Grundstein» gelegt worden «für den heutigen Wohlstand und die hohe Stabilität der Liechtensteiner Volkswirtschaft», teilte die Regierung des Fürstentums unlängst mit.

Ein Währungsvertrag mit der Schweiz wurde aber erst 1980 abgeschlossen und Liechtenstein formell in das Währungsgebiet der Schweiz eingegliedert. «Die Einführung des Schweizer Frankens in Liechtenstein bleibt eine Erfolgsgeschichte und der Schweizer Franken ist aus Liechtenstein aktuell nicht wegzudenken», schrieb die Regierung dazu.

Genau 100 Jahre später, am 11. April 2024, wird das historische Ereignis in einer Feierstunde gewürdigt. Die Regierung lädt neben Gästen aus Fürstenhaus, Politik und Wirtschaft auch die Bevölkerung ins Rathaus in Vaduz ein. Als Podiumsgast mit dabei ist Martin Schlegel, Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank.

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